Kabarettist Volker Pispers Die Welt ist für ihn voller Schurken und Dummköpfe

Bonn · Eigentlich müsste die gesamte Bühne in Rot gebadet sein. Rot, die Farbe der Linken. Diese Partei ist die einzige, die der Kabarettist Volker Pispers bei seinem Auftritt in der Bonner Oper demonstrativ ausklammert, wenn er gegen die kapitalistische Mischpoke aus Politikern, Bänkern, Statistikern und Wirtschaftsbossen wettert.

 Differenzierung ist seine Sache nicht: Volker Pispers geißelt Missstände aller Art.

Differenzierung ist seine Sache nicht: Volker Pispers geißelt Missstände aller Art.

Foto: Kölsch

Diese mache nur Politik für die Reichen, ziehe Stacheldraht durch die Köpfe der Menschen, manipuliere Statistiken hält den Westen grundsätzlich für die richtige Seite.

Die Linke, das scheinen die Guten zu sein. Oder zumindest nicht explizit die Bösen. Alle anderen sind in Pispers Augen ein riesiges schwarzes Gemenge aus Schurken, Dummköpfen und Arschlöchern, die Schuldigen für ein versagendes System, in dem das von den Medien bewusst dumm gehaltene Volk die Zeche zahlen muss.

Dagegen begehrt Pispers seit über 30 Jahren auf - und greift dabei mit so manchem Pauschal-Urteil zu genau den Waffen, die er an anderer Stelle so kritisiert.

Vor allem die großen Verlage sind Pispers ein Dorn im Auge. Lügenpresse, schimpft er immer wieder - zwar mit weitaus eloquenteren Worten als zuletzt die von ihm als eine Menge strunzdummer Hohlköpfe titulierten Pegida-Demonstranten, aber nicht minder vehement. Auf eine Differenzierung verzichtet der 57-Jährige, seien ja eh alles nur Schreibsklaven im Dienst der Mächtigen, die von der Wahrheit nichts verstehen. Ganz anders als Volker Pispers: Der weiß, was für eine riesige Verschwörung in Wirklichkeit hinter dem Ukraine-Konflikt steckt oder wo in Deutschland die echten Probleme zu finden sind, über die einfach keiner redet.

Und auch wenn er gerne die Weltpolitik schwarz und rot malt oder die gesamte Politiker- und Wirtschafts-Riege vor das verbale Verurteilungskommando stellt, trifft Pispers, glaubt er, in vielen Punkten den Nagel auf den Kopf. 50 000 Menschen, rechnet er vor, verhungern pro Tag weltweit, und auch wenn man deswegen vielleicht nicht die Ebola-Epidemie in Westafrika klein reden sollte, dürfte einen die Zahl kaum kalt lassen. Auch die fehlenden Lehrer, Krankenschwestern, Altenpfleger und Polizisten in Deutschland seien ein Skandal oder die zunehmende Gefahr einer Abschottung der Festung Europa vor den hilfsbedürftigen Massen. All das prangert Pispers an, scharfzüngig, gnadenlos und oft zynisch bis an die Grenze des Erträglichen. Gut so. Wenn nur die Pauschalisierungen nicht wären.

Nächster Termin: 19. Februar, Pantheon (bereits ausverkauft).

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