17 Hippies in der Harmonie Die Welt verschmilzt im Klang

Bonn · Das vor 20 Jahren gegründete Weltmusikorchester 17 Hippies legt bei seiner Jubiläumstour auch in der Endenicher Harmonie einen Halt ein und begeistert sein Publikum restlos.

 Kiki Sauer und ein Teil ihrer 17 Hippies.

Kiki Sauer und ein Teil ihrer 17 Hippies.

Foto: Thomas Kölsch

Weiter dreht sich das Klangkarussell, weiter und immer weiter. Irisch angehauchter Swing-Funk trifft auf Folk-Walzer, Mariachi-Chanson-Balladen und Schlager-Tangos mit Hip-Hop-Anklängen, orientalische Klarinettenmelodien schweben ebenso durch die Luft wie Hillbilly-Phrasen und eine türkische Melodie mündet nach einigen Umwegen schließlich im jiddischen Klezmer: Bei einem Konzert der Band 17 Hippies kann, so wie jetzt in der restlos ausverkauften Harmonie, so ziemlich alles passieren.

Was letztlich auch den Zauber ausmacht, den das 13-köpfige Weltmusikorchester zu weben versteht. Dieser großen Vereinigung von Stilrichtungen und Kulturen, der sich die Berliner Formation seit nunmehr 20 Jahren auf die Fahnen geschrieben hat, kann und will sich keiner entziehen. Also zelebrieren Band und Fans gleichermaßen die perfekte akustische Integration, die in ihrer Vielfalt vor allem für eins sorgt: Jede Menge Spaß.

Trotz der leidenschaftlichen Vermischung gelingt es den 17 Hippies, die unterschiedlichsten Ansätze zu einem harmonischen Ganzen zu fügen. Es ist wahrscheinlich die größte Meisterleistung der Band, zu keinem Moment bemüht zu wirken – vielmehr greifen harmonische und rhythmische Muster aus allen Teilen Europas auf so natürliche Weise ineinander, dass es eine Freude ist. Ein gutes Dutzend verschiedener Instrumente erlaubt ein gigantisches Spektrum an Klangfarben, die fröhlich übereinandergeschichtet werden und doch zugleich die nötigen Freiräume erhalten.

Besonders herausragend sind das selbst in den Höhen unglaublich warme und klare Spiel von Posaunist Uwe Langer sowie die jazzigen Klarinetten-Soli von Henry Notruff – aber auch der Einsatz der Singenden Säge (Kerstin Kaernbach) oder die Virtuosität von Drummer Romain Vincente verdienen eine Erwähnung. Dazu die herrlich mehrstimmigen, oft von Kiki Sauer angeführten Gesangspartien – einfach nur toll. Und völlig natürlich. Nur ab und zu, wenn eine besonders ausgefeilte Dynamik gefordert wird, greift Christopher Blenkinsop als Dirigent ein, die Bläser oder die Streicher anschwellen lassend, das Schlagzeug dämpfend oder einige Flötentöne akzentuierend. Was hat gerade gebraucht wird.

Neben diversen Eigenkompositionen inklusive der Hits „Frau von Ungefähr“ und „Adieu“ nehmen sich die Hippies auch zweier Klassiker an: Das durch die Shadows populär gewordene „Apache“ versehen sie kurzerhand mit einer reizvollen schrägen Rhythmik, und mit „Harp Boy“ wird sogar ein alter Captain-Beefheart-Klassiker ausgepackt.

Während die Stimmung immer weiter steigt und die ansteckende Leidenschaft der Musiker die Augen des Publikums zum Funkeln und die Füße zum Tanzen bringt, dreht die Band auf, bis sie beim „Bourrée dite d’Aurore Sand“ beinahe abhebt. Zweieinhalb Stunden gehen so wie im Flug vorbei, und am Ende ist klar: Von dieser Art der Integration kann man einfach nicht genug bekommen.

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