Von Moses und Aron bis Nora Diese Stücke präsentiert die Bonner Oper in der neuen Spielzeit

Bonn · Der Bonner General-Intendant Bernhard Helmich und Schauspielchef Jens Groß stellen ihre Pläne für die Oper und das Sprechtheater vor. Neben Klassikern gibt es auch sehr viel Neues und Unbekanntes zu entdecken.

Die neue Spielzeit im Blick: (von links) Susanne Baertele, Dirk Kaftan, Bernhard Helmich, Carmen Wolfram und Jens Groß.

Die neue Spielzeit im Blick: (von links) Susanne Baertele, Dirk Kaftan, Bernhard Helmich, Carmen Wolfram und Jens Groß.

Foto: Thilo Beu

Für die kommende Bonner Opernspielzeit kommt Arnold Schönbergs gut anderthalbstündiger Oper „Moses und Aron“ die Bedeutung eines Fixsterns zu, um den alle anderen Produktionen der Spielzeit wie Planeten kreisen werden. „Vieles im Ablauf der Saison richtet sich nach diesem gewaltigen Werk“, sagte Generalintendant Bernhard Helmich am Donnerstag im Opernhaus bei der Spielzeitvorstellung. „Moses und Aron“ binde erhebliche Ressourcen. Allein der Chor benötige für die Einstudierung eine Vorlaufzeit von zwei Jahren. Im Fall des Bonner Opernchores wurden da­raus vier Jahre, weil der ursprünglich geplante Premierenplan wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste. Dirigieren wird Generalmusikdirektor Dirk Kaftan. Für ihn erfülle sich damit „ein ganz großer Wunsch“, sagte er. Und ein zweiter erfüllt sich mit der Wahl des Regisseurs Lorenzo Fioroni gleich mit. Der könne große Chormassen lenken und dem Sänger einen eigenen Charakter geben. Kaftan verspricht sich von der Aufführung ein sehr sinnliches Ereignis. Wenn man das Wort Zwölftonmusik nicht zu oft verwende, ergänzte Helmich, könne das ein großer Publikumserfolg werden.

Die aufwendige Produktion der Schönberg-Oper (Premiere: 10. Dezember) wird durch Landesmittel mitfinanziert, die dem Bonner Haus im Rahmen der Reihe Fokus ‘33 zufließen. Teil dieser Reihe, die sich inhaltlich mit der Historiographie der Oper zwischen Weimarer Republik und früher Bundesrepublik auseinandersetzt, ist auch die Oper „Columbus“ des heute nur noch selten aufgeführten Komponisten Werner Egk. Das 1932 ursprünglich als Funkoper konzipierte Werk, bei dem auch einige Schauspieler mitwirken, setzt sich in der Inszenierung von Jakob Peters-Messer mit Fragen des Kolonialismus auseinander. Ebenfalls weniger bekannt – zumindest hierzulande, ist die Oper „Flight“ (Premiere: 21. Januar 2024) des britischen Komponisten Jonathan Dove, der sich in Bonn bereits durch die Familienoper „Pinocchio“ und durch „Marx in London“ einen Namen gemacht hat. In dieser Oper, die von Adriana Altaras inszeniert wird, geht es wie in Steven Spielberg Film „Terminal“ um die wahre Geschichte des iranischen Flüchtlings Mehran Karimi Nasseri, der 18 Jahre lang im Pariser Flughafen Charles de Gaulle leben musste, weil er keine Papiere besaß.

Die Quote der Repertoireklassiker wird in der kommenden Saison etwas höher ausfallen als in der aktuellen. Gleich zu Beginn steht Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ auf dem Spielplan (Premiere: 17. September), das in einer Inszenierung von Katja Czellnik zu erleben ist und von Opernkapellmeister Hermes Helfricht dirigiert wird. Im Anschluss folgt gleich Giuseppe Verdis „Rigoletto“ (Premiere: 15. Oktober) in einer Inszenierung von Hausregisseur Jürgen R. Weber und mit Opernkapellmeister Daniel Johannes Mayr am Pult. Auch Pjotr I. Tschaikwosys „Eugen Onegin“ gehört in diese Reihe, die von „Sibirien“-Regisseur Vasily Barkhatov auf die Bühne gebracht wird. Es dirigiert wieder Hermes Helfricht. Gastdirigenten gibt es bei den Opernpremieren der kommenden Saison nicht. Die zweite Produktion, in der GMD Kaftan die Stabführung übernimmt, ist Sergej Prokofjews teils von bizarr-grotesker Komik geprägte Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“. Regisseur ist ebenfalls ein mittlerweile alter Bekannter am Bonner Haus: Leo Muscato, der hier zuletzt Händels „Agrippina“ inszenierte.

Lustig zugehen wird es auch bei der kommenden Musical-Produktion, mit der die Saison bereits am 20. August, und damit eine Woche nach dem für den 13. August geplanten Theaterfest, an den Start gehen wird. Auf dem Programm steht Mel Brooks‘ „Frankenstein Junior“. Der Komödienspezialist hat seinen Filmklassiker selbst mit Musik und Liedtexten für die Bühne adaptiert.

Gespart wird in dieser Saison am Spielzeitheft, das nun ohne Schuber und deutlich abgespeckt daherkommt. Marketingdirektorin Susanne Baertele gab als Gründe dafür das Bestreben des Hauses nach mehr Nachhaltigkeit an. Dafür möchte man das Angebot von Oper, Sprechtheater und Tanz sowie die vielfältigen Education-Angebote künftig stärker digital verbreiten. Ganz neu in dieser digitalen Strategie ist der Einsatz von kurzen Audiotrailern, die unter anderem per QR-Code aufgerufen werden können. Darin gewähren Schauspielerinnen und Schauspieler des Bonner Ensembles erste Einblicke in die vielfältigen Stücke der neuen Spielzeit.

Infos zu Abos, Tickets und zum Spielplan im Netz und theater-bonn.de.

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