Dieter Hallervorden erhält Prix Pantheon Preis "Reif und bekloppt"

Der Kabarettist begeisterte das Bonner Publikum mit aktuellem Soloprogramm

Dieter Hallervorden erhält Prix Pantheon Preis "Reif und bekloppt"
Foto: Horst Müller

Bonn. Die in Europa heimische Wühlmaus ist ein possierliches Tierchen. Tag und Nacht aktiv, etwa sieben bis 23 Zentimeter lang mit einem Lebendgewicht zwischen 80 und 200 Gramm.

So steht es im Internetportal Wikipedia, ergänzt um einen Hinweis auf die gleichnamige Kabarettbühne in Berlin; 1960 von Dieter Hallervorden gegründet, der das Haus als Direktor auch noch heute leitet.

Nicht zuletzt für solche Beharrlichkeit über fast 50 Jahre hinweg ist der Kabarettist und Satiriker, Komödiant und Schauspieler, der eigentlich Politikjournalist hatte werden wollen, mit dem Prix Pantheon Sonderpreis "Reif und bekloppt" 2009 ausgezeichnet worden.

Bekloppt? Auf diese Vokabel ist er möglicherweise über all die Jahre von denen reduziert worden, die mit seiner Slapstickfigur "Didi" und dem in den siebziger Jahren erfolgreichen Fernsehformat "Nonstop Nonsens" nicht viel anzufangen wussten.

Bekloppt war Didi selbst aber auch ganz bewusst; ob im Skiurlaub, in Gangsterkreisen oder auch mitten auf einer belebten Kreuzung auf der Suche nach dem berühmten "Mittelstück von Doktor Schiwago".

Er hat Slapstick in Deutschland populär gemacht und - vom Fernsehpublikum noch weitestgehend unbemerkt - an der Spree Gier und Heuchelei der Mächtigen karikiert. Kinofilme wie "Didi, der Doppelgänger" folgten in den 80ern, bevor er mit "Hallervordens Spot(t)light" Satire und Komik auf dem Bildschirm zusammenführte.

All das sind für den heute 73-Jährigen "Stationen eines Komödianten", und so heißt auch sein aktuelles Soloprogramm, das er im Pantheon zeigte und das vielen seiner Fans zum Auftakt des 15. Prix Pantheon ein Wiedersehen mit lieb gewordenen Figuren und Sketchen bescherte. Als Bühnenpartner assistierte ihm dabei Harald Effenberg. Ausschnitte aus der "Didi Show" und "Spot(t)light" wurden auf einer Leinwand eingespielt.

Von der Tarifautonomie bis zur Flasche Pommes frites, von genüsslich-boshaften Karikaturen der wichtigen Köpfe aus Kirche, Wirtschaft und Politik bis zum unvergesslichen "Palim Palim" reicht das Repertoire eines Ausnahmetalents, das unterhaltsamen Blödsinn schon seit Beginn seiner Karriere mit brillantem Scharfsinn verbunden hat und das sich anscheinend zwischen beidem lange Zeit nicht entscheiden mochte.

Wozu auch, wenn man beides bieten kann. Zwar ist Didi mit den Jahren etwas ruhiger geworden, Hallervorden aber mitnichten weniger ironisch. Gerade eben hat er das Schlosspark Theater in Berlin übernommen, damit seine Enkel später "nicht zu hohe Dankesverpflichtungen haben".

Was nicht heißt, dass Ehrungen wie die des Pantheons ihm unangenehm wären. "Gewöhnlich sagt man in solchen Situationen bewährte Sätze wie “Das wär doch nicht nötig gewesen„. Inzwischen habe ich aber auch gelernt, Lob und Anerkennung in unbegrenztem Maße ertragen zu können."

Sagt Hallervorden und lächelt verschmitzt, bevor sich - an diesem Abend zum letzten Mal - Didi nochmals zu Wort meldet. "Ich gehe nicht aufs Abstellgleis, bleibe euer Jubelgreis und mache weiter ... meinen Beruf". Als Zugabe gibt es zu guter Letzt noch einen echten Klassiker: den doch leicht gestelzt parlierenden Butler in aufrichtiger Trauer um die Kuh Elsa.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Aus dem Ressort