Direktor des Beethoven-Hauses feiert 65. Geburtstag

Andreas Eckhardt ist seit zehn Jahren Chef - Finale furioso mit Diabelli

Ein Professor im Dienste Beethovens:  Andreas Eckhardt scheidet 2009 aus seinem Amt.

Ein Professor im Dienste Beethovens: Andreas Eckhardt scheidet 2009 aus seinem Amt.

Foto: Horst Müller

Bonn. Eigentlich wollte Andreas Eckhardt seine Zeit als Direktor des Beethoven-Hauses ja mit einem "Ritardando" ausklingen lassen. Jetzt aber sei es wegen der Diabelli-Variationen eine aufregende "Stretta" geworden, sagt er. Irgendwie passt das ja auch zu Beethoven, dem er die letzten zehn Jahre seines Berufslebens gewidmet hat: Dessen Musik scheint in den finalen Takten oft noch einmal alles zu wollen, die Welt zugleich erschüttern und umarmen.

Für Eckhardt, der am Samstag 65 Jahre alt wird, bedeutet der Ankauf der Originalhandschrift von Beethovens Diabelli-Variationen sehr viel. "Es ist das größte Erwerbungsprojekt in der 120-jährigen Geschichte des Beethoven-Hauses", sagt er. Bis zum Juli nächsten Jahres will Eckhardt den von den öffentlichen Geldgebern eingeforderten Eigenbeitrag von einer Million Euro komplett beisammen haben. Durch Spenden und Benefizkonzerte wie jenes, das die Geigerin Anne-Sophie Mutter vor einer Woche in der Beethovenhalle gab.

120 000 Euro Reinerlös konnten danach auf das Spendenkonto überwiesen werden. Seinen Nachfolger Philipp Adlung, der Eckhardt am 1. Juli 2009 ablösen wird, will er mit dem Projekt nicht mehr belasten. Geboren wurde Andreas Eckhardt am 6. Dezember 1943 als Lehrersohn in Marienberg im Erzgebirge. Aufgewachsen ist er in Alfeld an der Leine. Der Lehrerberuf war auch der erste, den der junge Absolvent der Studienfächer Schulmusik, Geschichte und Musikwissenschaft ergriff.

Doch 1971 wechselte er zum Verlag B. Schott's Söhne Mainz. Von 1981 bis 1998 wirkte er als Bundesgeschäftsführer beim Deutschen Musikrat. Als er dann das Angebot erhielt, Direktor des Beethoven-Hauses zu werden, sagte er gerne zu: "Für mich war dies die Chance, wieder näher an die Musik selbst heranzukommen." Von seiner Gabe, erfolgreiche Lobbyarbeit zu betreiben, profitierte bald auch sein neuer Arbeitgeber. Es wäre eine hübsche Rechenaufgabe, einmal die vielen Millionen Euro zu addieren, die Eckhardt in diesen Jahren für das Beethoven-Haus öffentlichen und privaten Geldgebern abgetrotzt hat.

Eckhardt entwickelte ein mit großem Erfolg ein solides Wirtschaftsmodell für die bei seinem Amtsantritt 1998 kriselnde Institution. Inhaltlich lag ihm die Öffnung des Hauses am Herzen. Ein zentrales Projekt war der Aufbau des Digitalen Beethoven-Hauses. Aber auch die Verstärkung der pädagogischen Arbeit, die neben der Wissenschaft, dem Museum, dem Konzertbetrieb und dem Verlag mittlerweile zum Alltag im Beethoven-Haus gehört, ist für die öffentliche Ausstrahlung des Hauses von großer Bedeutung.

Andreas Eckhardt, der von 1988 bis 2007 Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg lehrte, bringt das Geheimnis seines Berufs auf eine prägnante Formel: "Die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Leute weitergeben." Jüngstes Beispiel ist die Erweiterung von Kurt Masurs Dirigier-Meisterkurs zum Internationalen Beethoven-Meisterkurs für Dirigieren und Kammermusik mit hochrangigen Dozenten wie Anne-Sophie Mutter und Andras Schiff, deren Diabelli-Benefiz-Engagement er geschickt weiterzulenken wusste.

"Man muss diesen Schwung ausnutzen", sagt er blinzelnd. Auch außerhalb des Beethoven-Hauses, in den 30 Gremien, denen er angehört, schätzt man sein Management-Geschick. Er ist unter anderem Präsident der Hindemith-Stiftung und wurde erst vergangenen Montag ins Kuratorium der Jürgen-Ponto-Stiftung in Frankfurt gewählt, wo er künftig den Fachbereich Musik betreut. Und er vertritt an der Seite von Karin Hempel-Soos den Bonner Kulturrat.

Vor allem, wenn es um das Beethoven-Festspielhaus geht, das seiner Meinung unverzichtbar ist, wenn der Begriff Beethovenstadt für Bonn mehr als nur eine Marketingkampagne sein soll: "Mozart ist auch nicht nur wegen der gleichnamigen Kügelchen in der Welt geschätzt." Die Füße hochlegen, möchte er nach seiner Pensionierung im Juli 2009 nicht. Die will er im Gegenteil dann verstärkt aufs Orgelpedal setzen. "Ich möchte nicht nur spielen, sondern endlich auch wieder einmal richtig üben", sagt er. "Sein" Instrument ist die dreimanualige Oberlinger-Orgel der evangelischen Kirche in dem Wohnort der Familie Eckhardt in Oberwinter: "Da bin ich stellvertretender Organist."

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