Die neue Saison des Beethoven Orchesters Dirk Kaftans Pläne für 2023/2024

Das Beethoven Orchester präsentierte in Malentes Theater Palast in Pützchen die neue Spielzeit. Unter anderem kommen Daniel Müller-Schott, Lise de la Salle und Thomas Guggeis nach Bonn.

 Der Cellist Daniel Müller-Schott (hier mit Julia Fischer und dem Beethoven Orchester) ist in der nächsten Saison wieder in Bonn.

Der Cellist Daniel Müller-Schott (hier mit Julia Fischer und dem Beethoven Orchester) ist in der nächsten Saison wieder in Bonn.

Foto: Tilmann Boettcher

Alte Bekannte und neue Gesichter markieren so etwas wie den roten Faden, der durch die kommende Saison des Beethoven Orchesters führen wird. Damit möchte man „den Menschen eine Heimat bieten“, sagte Generalmusikdirektor Dirk Kaftan am Freitag bei der Saisonvorstellung. „Aber wir möchten auch nicht nachlassen, zu Entdeckungen aufzurufen. Denn sonst wären wir reine Dekoration und würden uns nur im Kreis drehen.“ Als erste Neuentdeckung sprang den Besuchern der Pressekonferenz der Ort des Geschehens ins Auge: Der hübsch herausgeputzte Spiegelsaal von Malentes Theaterpalast an seinem neuen Standort in Beuel Pützchen.

„Zentrum unserer Arbeit als Orchester“

Aber auch programmatisch soll die neue Saison Vertrautes und Neues zusammenbinden, was insbesondere auch in den Freitagskonzerten zum Ausdruck kommen soll. „Die  Reihe ist das Zentrum unserer Arbeit als Orchester“, sagte Kaftan und nannte gleich den frühen Auftakt am 11. August als Beispiel. Da kann man Olga Pashchenko als Solistin in Mozarts Klavierkonzert in d-Moll erleben, das von einer Ouvertüre der aus Slawonien stammenden Komponistin  Dora Pejacević und Belá Bartóks Konzert für Orchester. Letzteres sei nicht „ganz der Gassenhauer“, aber es könne die „Virtuosität und die Besonderheit unseres Orchesters absolut zum Glänzen bringen“.

Insgesamt bietet das Beethoven Orchester acht Freitagskonzerte an, mit sehr unterschiedlichen Programmen. In Kooperation mit dem Beethovenfest führen sie am 22. September Olivier Messiaens farbenprächtige „Turangalîla-Sinfonie“ auf, deren spiritueller Gehalt am Sonntag darauf in der Reihe „Im Spiegel“ dann im Gespräch zwischen dem bekannten Bonner Philosophen Markus Gabriel und Dirk Kaftan diskutiert wird. Aber auch echte Konzertreißer wie Pjotr Iljitsch Tschaikowskis fünfte Sinfonie oder Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“ stehen auf der Liste. Bei der traditionellen Beethovennacht zum Tauftag des Komponisten steht in diesem Jahr die junge südkoreanische Dirigentin Holly Hyun Choe am Pult, die zuletzt als Assistentin von Paavo Järvi beim Zürcher Tonhalle-Orchester wirkte.

Ein Oratorium von Edward Elgar an Karfreitag

Eine weitere spannende Dirigentenpersönlichkeit ist Thomas Guggeis, der zurzeit Staatskapellmeister der Staatsoper Unter den Linden und designierter Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt ist. In Bonn dirigiert er an Karfreitag 2024 Edward Elgars Oratorium „The Dream of Gerontius“. Als Solisten werden bei den acht Freitagskonzerten unter anderem die Pianistin Lise de la Salle, der Cellist Daniel Müller-Schott und die Trompeter Gábor Boldoczki und Sergei Nakariakov erwartet. für die angekoppelten Sonntagsmatineen „Im Spiegel“ kündigte Kaftan neben Markus Gabriel auch Esther Schweins und Sibylle Berg als Talkgäste an.

Ein Höhepunkt der Reihe ist zugleich eng mit der Reihe b.jung verknüpft: Ludwig van Beethovens sinfonie Nr. 9, die im kommenden Jahr vor genau 200 Jahren uraufgeführt wurde. Neben der Aufführung in der Freitagskonzert-Reihe am 21. Juni 2024 ist die Chor-Sinfonie bereits am 19. Juni ebenfalls unter Dirk Kaftans Leitung zu erleben. Ergänzt um künstlerische Beiträge von Jugendlichen.  „Die Schülerinnen und Schüler arbeiten über das ganze Jahr jeweils an einem Satz der Sinfonie“, sagte die Konzertpädagogin Lorna Bowden: „Ich bin schon jetzt sehr  gespannt, was für kreative Umsetzungen die Jugendlichen zu dieser Sinfonie finden werden.“

In der Reihe „Grenzenlos“ wird es unter anderem ein Konzert mit Musik für Computerspiele geben, die Reihe „Hofkapelle“ ist wieder in der Redoute und im Bad Honnefer Kursaal unterwegs. Kaftan: „Bad Honnef hat einen Konzertsaal!“ Die Reihe „Pur“ in der Telekom-Zentrale, die als originäres Corona-Format erfunden wurde und immer nur einem klassischen Werk gewidmet ist, überlebt die Pandemie weiterhin. Sieben Kammerkonzerte zählt man beim Durchblättern der orangefarbenen Broschüre. Gestaltet werden die Konzerte von Musikern des Beethoven Orchesters.

„Familie Malente trifft Dirk Kaftan“

Ein vielfältiges Programm bieten auch die zehn Sonderkonzerte. Da gibt’s die beiden Konzerte mit der Kölschrock-Band Brings am 18. und 19. August 2023 am Kölner Dom, Einsätze bei der Telekom Beethoven Competition und beim Deutschen Musikwettbewerb, auch Gerard McBurneys lange angekündigtes multimediales Konzert „X-Rayed“ mit Musik der siebten Sinfonie Beethovens soll nun endlich stattfinden. Ein weiteres Highlight ist die Uraufführung eines Konzerts für Klavierquartett und Kammerorchester im BaseCamp des in Bonn lebenden Komponisten David Graham. Dessen Sohn Philip Graham spielt Violoncello im Notos Quartett, das dieses Werk aus der Taufe heben wird. Und natürlich gibt es das alljährliche Karnevalskonzert, das im Opernhaus unter dem Motto „So ein Theater“ steht. Untertitel: „Familie Malente trifft Dirk Kaftan“. Damit erklärt sich dann auch der Ort der Pressekonferenz. 

Dass die Pandemie nicht nur für das Beethoven Orchester, sondern auch beim Publikum eine immer geringere Rolle spielt, lässt sich laut Orchesterdirektor Michael Horn am Kartenverkauf ablesen. Aktuell liege die Auslastung bereits bei 83 Prozent. Für das kommende Jahr erwarte er wieder Zahlen wie vor der Pandemie, sagte er. Da fehlt nur noch der eigene Konzertsaal. Horn: „Ich gehe davon aus, dass wir in der Saison 2026/27 wieder in der Beethovenhalle spielen werden.“ Das wäre dann die Saison, in der die Musikwelt Beethovens den 200. Todestag Beethovens begehen wird.

Tickets und Abos: www.beethoven-orchester.de. Ausführliche Informationen auch in der Saisonbroschüre.

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