Ensemble des Bonner Schauspiels Diskussion über die Zukunft des Theaters

PLITTERSDORF · Der Dramaturg David Schliesing und die Schauspieler Hajo Tuschy sowie Benjamin Berger des Bonner Theaters haben am Dienstagabend in der Aula der Otto-Kühne-Schule (Päda) über den Wandel des Schauspiels diskutiert. Tuschy und Berger sind Teil des neuen Ensembles. Das öffentliche Gespräch wurde von den Freunden der Kammerspiele, Kurt P. Tudyka und Elisabeth Einecke-Klövekorn, moderiert und mit dem Päda ausgerichtet.

 Im Gespräch: (von links) David Schliesing, Benjamin Berger, Hajo Tuschy, Kurt P. Tudyka, Angela Biller und Elisabeth Einecke-Klövekorn.

Im Gespräch: (von links) David Schliesing, Benjamin Berger, Hajo Tuschy, Kurt P. Tudyka, Angela Biller und Elisabeth Einecke-Klövekorn.

Foto: Ronald Friese

Die Zuschauer lauschten gespannt. "Es gibt keine Kunstform, die so gegenwärtig ist wie das Theater. Theater ist immer jetzt", sagte Tudyka zu Beginn. Berger bestätigte dies und ging auch auf das Miteinander ein, etwa auf der Premierenfeier zur Saisoneröffnung mit "Karl und Rosa".

"Ich habe viele bekannte Gesichter getroffen. Das habe ich noch nie erlebt. Man kennt sich einfach und hat auch eine gemeinsame Sicht auf den Beruf. Das hat mich beeindruckt." Für Tuschy war der direkte Austausch mit dem Publikum sehr positiv. "Wir finden das gut. Man kann oft den Zuschauer nicht greifen. Es ist erfrischend, wenn das Publikum auch nach der Vorstellung dabei ist. Man kann so über den Abend sprechen."

Dies sind offenbar Kriterien, die eine deutliche Veränderung der Abläufe und des Umgangs im Schauspiel Bonn zeigen. "Jeder ist gleich wichtig. Ich empfinde das Gefühl von Gemeinschaft. Egal ob man eine große oder kleine Rolle spielt", meinte Berger. Schliesing nickte: "Es stimmt. Es gibt flache Hierarchien. Das mag sich natürlich ändern, das Ensemble ist neu. Aber es ist eine Qualitätssteigerung."

Er verwies aber auch auf die steigende Zahl von Produktionen. "Dies habe ich insbesondere an anderen Bühnen beobachtet. Druck ist die Folge, das hat sich auch sehr verändert", so Schliesing. Einecke-Klövekorn bestätigte: "Geschwindigkeit ist ein großes Thema." Rege diskutierten die Veranstalter mit dem Publikum über das Politische Theater. "Der Begriff ist schon schwierig. Ich bin politisch wach. Aber habe nicht den Antrieb politisches Agieren abzubilden. Dies ist kein Lösungsweg für mich", meinte Tuschy.

Auf die Frage einer junger Frau nach der Idee des Theaters antwortete Schliesing: "Theater ist die Plattform für Nicht-Ausgesprochenes. Auf der Bühne findet dies statt, was man offiziell nicht auszudrücken wagt." Eine ältere Frau ergänzte: "Ich bin aufgrund meines Alters etwas festgefahren. Diese Denkweise wird durch das Schauspiel weggenommen, ich lasse mich hinreißen. Das Theater ist wunderbar."

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