Aktion „Bonn liest ein Buch“ Diskussion über Juli Zeh im BaseCamp

Bonn · Bonn liest ein Buch: Zu Juli Zehs Roman „Über Menschen“ entfaltet sich im Dottendorfer BaseCamp eine lebhafte Debatte. Der General-Anzeiger ist als Medienpartner dabei.

 Ihr Buch „Über Menschen“ regte zur Diskussion an: Juli Zeh.

Ihr Buch „Über Menschen“ regte zur Diskussion an: Juli Zeh.

Foto: dpa/Soeren Stache

So eine kernige Alliteration entfaltet doch nach wie vor ihre Wirkung: „Bracken. Bonn. BaseCamp.“ Unter diesem Motto hatten Eva Blömer, Ideengeberin für „Bonn liest ein Buch“, und das Bonner Literaturhaus am Sonntagnachmittag in das originellste Hostel weit und breit eingeladen – das BaseCamp in Dottendorf. Zwischen knuffigen Vintage-Wohnwagen und chromglänzenden amerikanischen Air Streams ging es in Form von Lesung und Diskussion um Juli Zehs aktuellen Bestseller „Über Menschen“, und dieser spielt bekanntlich in dem fiktiven brandenburgischen Kaff Bracken. Als Medienpartner begleitet der General-Anzeiger die Aktion „Bonn liest ein Buch“ von Anfang an.

Nach einer einleitenden Lesung mit Schauspielerin Lili Koehler eröffnete die Schriftstellerin und Dozentin Judith Merchant eine lebhafte Diskussion über Zehs aktuellen Roman. „Corona spielt eine Rolle als zeitlicher Hintergrund, aber es ist ein typischer Juli-Zeh-Roman, der auch drei oder vier Jahre früher hätte erscheinen können“, meinte die Literaturkritikerin und Autorin Ursula März. Die Protagonistin Dora und ihr rechtsradikaler Nachbar Gote würden „zu einer Art Schicksalsgemeinschaft, und das ist das eigentliche Thema des Buches.“

Ein Corona-Roman mit Risiko

Christopher Busch, Juniorprofessor für Gegenwartsliteratur an der Bonner Universität, wies auf „einige erzählerische Schwächen“ hin: „Ich respektiere den Versuch, einen Corona-Roman vorzulegen, das ist ja nicht ohne Risiko. Das Problem ist, dass das Buch auch eine Coming-of-Age-Geschichte erzählt. Dora ist 36, verhält sich aber, als sei sie 16.“ Daran knüpfte Judith Merchant später an, als sie bekannte: „Ich fänd‘ den Roman besser ohne Dora, die in einer permanenten Selbsterklärerei und Welterklärerei unterwegs ist.“

Dietmar Kanthak, Feuilletonchef und stellvertretender Chefredakteur des General-Anzeigers, attestierte Juli Zeh, sie habe sich „vorurteilsfrei mit einer bestimmten Region Deutschlands“ befasst: „Das erscheint mir sympathisch. Es ist aber kein Debattenroman, wie ihn etwa Bernhard Schlink mit seinem neuen Buch vorgelegt hat.“ Und: „Juli Zeh stellt diese maximale politische Korrektheit in Frage, teils comedyhaft über den Fakten schwebend“, so Kanthak. „Das ist süffig und nett geschrieben auf 400 Seiten, man ist schnell durch. Und das ist doch auch schon was.“

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