Martina Schwarzmann im Pantheon Bonn „Do is schoa vuil Schmarrn dobei“

Bonn · Die bayerische Liedermacherin und Kabarettistin Martina Schwarzmann muss sich im Pantheon schon einmal selbst übersetzen. Dem Spaß an ihrem Programm tut das keinen Abbruch.

 Bodenständiger Humor mit unangepasster Skurrilität: Martina Schwarzmann im Pantheon.

Bodenständiger Humor mit unangepasster Skurrilität: Martina Schwarzmann im Pantheon.

Foto: Harald Kirsch

Die bayerische Mundart entfaltet ihren ganz eigenen, unnachahmlichen Reiz. Doch Martina Schwarzmann muss den pfundigen Dialekt während ihres gefeierten Gastspiels im nahezu vollbesetzten Pantheon ein wenig drosseln und gelegentlich einzelne Wörter oder kurze Sätze rasch ins Hochdeutsche übersetzen – ansonsten stünde das Bonner Publikum gewissermaßen wie der Ochs vorm Hofbräuhaus.

„Do is schoa vuil Schmarrn dobei“, sagt Schwarzmann zu Beginn ihres aktuellen Programms „Genau richtig“, aber mit dem Schmarrn ist keineswegs ihr Bühnensolo mit Gitarre gemeint. Die 1979 in Fürstenfeldbruck auf die Welt gekommene Liedermacherin und Kabarettistin ist eine Klasse für sich – eine eigenwillige und unverwechselbare Künstlerin mit dem Herzen am richtigen Fleck, nicht am rechten.

Eine rasante Bühnenkarriere

Martina Schwarzmann wächst auf einem Bauernhof auf und macht nach ihrem Hauptschulabschluss eine Ausbildung zur Köchin. 1998 hat sie nur eine Woche nach ihrem ersten Gitarrenunterricht auch schon ihren ersten Auftritt vor 200 Zuhörern. Zwei Jahre später nimmt sie ihre Debüt-CD „Vom Diezl bis zum ersten Straps“ auf. Und über die Landesgrenzen Bayerns hinaus wird sie durch ihren ersten Fernsehauftritt 2004 in „Ottis Schlachthof“ bekannt. 2008 wird sie mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet, 2016 erhält sie den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Musik.

Viele Leute glaubten, berichtet Martina Schwarzmann im Pantheon, dass sie aufgrund ihres Dialekts den ganzen Tang lang im feschen Dirndl herumlaufe, munter jodele und knusprigen Schweinsbraten verzehre. Außerdem erhalte sie regelmäßig E-Mails von selbsternannten Mundart-Wächtern, die ihr winzige Ungenauigkeiten attestierten. Schwarzmanns Fazit: „I hoab die Schnauz‘n langsam voll von dem ganzen Heimatscheiß.“ Später am Abend bekennt sie: Bunt sei ihr lieber als immer nur Weiß-Blau.

„Syphilisarbeit“ am „Fäkalienmarkt“

Vereinnahmen lässt sich die vierfache Mutter von niemandem. Höchstens von ihrer Familie. Und vielleicht noch von der Arbeit auf dem Feld und im Garten. Schwarzmann hat unkonventionelle Tipps parat, wie man sein Apfelbäumchen im Vorgarten vor dreistem Apfelklau beschützen kann. Wie sich die eigenen Kugelschreiber in der Handtasche mit Steckerlfisch eindeutig kennzeichnen lassen. Und eine hübsch abseitige Farce über die endlose „Syphilisarbeit“, Obst und Gemüse in München am „Fäkalienmarkt“ zu kaufen.

Aus den letzten beiden Wortspielen sollte allerdings kein Trugschluss gezogen werden: Platte Comedy ist das keinesfalls, was Schwarzmann macht. Sie vereint bodenständigen, trockenen Humor mit unangepasster Skurrilität und einer humanistischen Grundhaltung. Sehr sympathisch.

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