Domspatzen begeistern Sinzig

Ältester Regensburger Knabenchor gastiert in Sankt Peter Kirche - 350 Zuhörer genießen makellosen Auftritt

Domspatzen begeistern Sinzig
Foto: Martin Gausmann

Sinzig. Musik verbindet, und das gilt nicht nur für die Zuhörer. Denn manchmal schafft es ein Konzert, auch ganze Städte ein kleines Stückchen näher zusammenrücken zu lassen. So geschehen am Mittwochabend in der Sinziger Sankt Peter Kirche, als die drei Rhein-Meile-Aktiv-Städte Remagen, Sinzig und Bad Breisig gemeinsam als Gastgeber für das weltbekannte Ensemble der Regensburger Domspatzen auftraten.

Sinzigs Stadtchef Wolfgang Kroeger war des daher auch, der neben den rund 350 Zuhörern auch die beiden Beigeordneten Christel Vendel (Remagen) sowie Jürgen Sieler (Bad Breisig) in Vertretung seiner beiden Amtskollegen begrüßen durfte. "Ich kann mir schon vorstellen, dass sowohl Herbert Georgi als auch Bernd Weidenbach, wenn sie die Resonanz auf diesen Abend hören werden, ein wenig neidisch sein werden, dass sie gerade jetzt in Urlaub sind", vermutete Kroeger und sollte Recht behalten.

Denn die Regensburger Domspatzen, der wohl älteste Knabenchor der Welt, die seit dem Jahr 1994 unter der Leitung von Roland Büchner musizieren, lieferten ein gut 90 Minuten dauerndes Konzert der Extraklasse ab. Schon zum Auftakt, mit der Intonation der drei kurzen Gesangsstücke "Benedictus es Domine", "Jubilate Deo omnis terra" und "Confortamini" von Orlando di Lasso, wurde die Strahlkraft der rund 40 Stimmen der Regensburger Domspatzen deutlich. Klar und deutlich phrasiert waren die Stimmlagen eindeutig voneinander zu unterscheiden.

Für die Vertonung von biblischen Motiven ist der Komponist Melchior Vulpius bekannt. Mit den beiden vierstimmigen Werken "Siehe, ich sende meine Engel" und "Da traten die Jünger zu Jesu" zeigten die Regensburger Domspatzen den gekonnten Wechsel in der Dynamik ebenso wie den feinen Unisono-Gesang. Die beruhigende und leicht meditative Wirkung des gregorianischen Gesangs wurde gleich im Anschluss mit den vier Motetten von Maurice Duruflé deutlich. Dabei orientierte sich der 1986 verstorbene Komponist beim Text an den biblischen Vorgaben, die Musik wurde der Gregorianik entlehnt.

Das Ergebnis: strenge tonale Melodiefolge, die über einem soliden Bassfundament zu ruhen scheint. Letztendlich entschwindet der feine Sopran im scheinbaren Nichts und der Weite des Kirchenraums. Einen Schritt in Richtung zeitgenössische Kirchenmusik unternahmen die Domspatzen mit der Aufführung des Werkes "Der Sonnengesang des Franz von Assisi" des 1950 geborenen Komponisten Norbert Jürgen Schneider.

Das doppelchörige Werk verzichtet allerdings auf avantgardistische Elemente und bedient sich vielmehr an der klassischen Kompositionslehre mit Parallelführungen, kontrapunktischen Borduntönen sowie geflüsterten Passagen, die sich zu Clustern, stimmgewaltigen Tontrauben, entwickeln. Das Sinziger Konzertpublikum, in der Regel als aufmerksame Zuhörer bekannt, applaudierte zwar voller Begeisterung zur Pause, verpasste in eben dieser jedoch auch aufgrund der anschwellenden Geräuschkulisse ein gefühlvolles Orgelzwischenspiel.

Denn an der Walcker-Orgel hatte, nahezu unbemerkt, der Domspatz-Knabe Tobias Baierl Platz genommen und intonierte in gedeckter Registrierung sowohl das "Präludium" von Johann Grieger als auch den dritten Satz aus der "Suite gothique" von Leon Boelmann. Erst durch den Beifall für die wieder in den Kirchenraum eintretenden Sänger wurde einem Großteil der Zuhörer deutlich, dass der zweite Abschnitt des Konzerts begonnen hatte. Eingeleitet mit drei Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy galt der zweite Abschnitt des Konzertes sowohl dem Gemeindegesang als auch der Psalmenvertonung und des Lobpreises.

Majestätisch, pompös grüßend überzeugte die Christkönigsmotette von Anton Heiler ebenso wie das freudig-lebendige "Halleluja" von Stefan Trenner, das einem kleinen Quell gleich, sich aus dem schwachen Pianissimo entwickelte und zu einem reißenden, schnell dahin fließenden Gewässer im Fortissimo entfaltete. Bekannte Melodien erklangen mit dem vierstimmigen Arrangement des Stückes "Meerstern, ich grüße dich" von Gotthard Walter sowie der Neuvertonung des "Gegrüßet seist du Königin" vom Leiter des Ensembles, dem Domkapellmeister Roland Büchner.

Dass die Regensburger Domspatzen nach dem letzten Stück "Jauchzet dem Herrn" von Felix Mendelssohn Bartholdy mit einem wahren Beifallssturm belohnt wurden, versteht sich nach einem makellosen Konzertvergnügen wie von selber. Der Dank der "Spatzen" an das aufmerksame Publikum wiederum erfolgte mit der Zugabe, dem "Rheinberger Abendlied", als passenden Abschluss unter einen gelungenen Konzertabend.

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