Wissenschaftszentrum in Bonn Dorothee Langes letzte Ausstellung: "Schön war's"

BONN · Die Archäologin und Kunsthistorikerin Dorothee Lange hat im Verlauf von dreißig Jahren schier unzählige Atelierbesuche absolviert und aus der jeweilig umsichtigen Werkauswahl fabelhafte und prickelnde Konzepte entwickelt.

 Dorothee Lange bei der Eröffnung der Ausstellung.

Dorothee Lange bei der Eröffnung der Ausstellung.

Foto: Fischer

Nicht zuletzt gelingt es der bravourösen Kuratorin kontinuierlich das eigentlich gediegene und kunstferne Ambiente der Clubräume im Wissenschaftszentrum Bonn umzupolen in einen regional anerkannten Kunstschauplatz. Mit dem Fazit "Schön war's", gleichzeitig Motto eines anspruchsvollen Projektes, neigt sich die umtriebige Ausstellungsära von Dorothee Lange.

Die Abschiedsserenade intonieren die von der Psychotherapie kommende Antonia Wenzlawski (Jahrgang 1942) und Alexandra Kürtz (Jahrgang 1969), bekannt als einstige Bonner Atelierhausstipendiatin, letzte Preisträgerin des "Kunstpreis der Stadt Bonn" (2005) in alter Konzeption, seit 2009 aktiv als Paderborner Hochschulkraft.

Zur Betrachtung locken zwei jeweils autonome Bildwelten, die sich allenfalls im abweichend verfolgten Interesse an Strukturen sowie im seriellen Schaffen berühren. Für eine Reihe von episodisch amüsanten oder zeichnerisch brillanten Blickmagneten sorgt Alexandra Kürtz, Meisterschülerin von Lili Fischer. Grafische Meisterstreiche repräsentieren etwa raffinierte Modifikationen oft rosettenähnlicher oder Ventilatoren gleichender Gebilde, deren haarfein versponnenes Innenleben im Grunde nur ein Lupenblick zu entwirren vermag.

Pate für die changierenden, auf Millimeterpapier gebannten Diagramme stehen handelsübliche Textilien-Etiketten, an deren minutiös bewegten und langsam rotierten Umrissen Blei- oder Tuschstift (wochenlang) gemächlich entlanggleiten. Aus Wegwerfware, aus teutonischen Heimutensilien (Einweckglas, Küchenbrett, Karodecke, Stickrahmen, Tortengründe), aus Requisiten wie Nagellack, Luftballon und Dekofolie), überhaupt aus dem Belanglosen, Profanen, Spießigen oder gar Kitschigen entfesselt die Künstlerin ein polyglottes Spektrum von Formen, Techniken und Assoziationen.

Ein durchaus gesellschaftsskeptischer Blick sowie eine Affinität zu Rosemarie Trockel begleiten die, von Gedankenwitz und Doppelbödigkeiten strotzenden Papierarbeiten.

Unter dem Leitbegriff "Strich und Faden" versammelt Antonia Wenzlawski, Schülerin von Martha Kreutzer-Temming ein erfinderisches Kontingent von Papier- und Leinwandcollagen; in straffen, konstruktivistisch gefärbten Bildarchitekturen greift das überlegte Zusammenwirken von Malerei, Skizze und textilen Zitaten wie zu "Schnittmustern" gebündelte Stickgarnpartituren oder ornamentierter Polsterstoff.

Mosaikartig verfugt sind Quadratminiaturen, die im seriellen Verlauf etwa die Lichtintensitäten, Stimmungen und Regungen sommerlicher Zeiten heraufbeschwören. Unter dem Titel "Freundin sein" filtert die von der Psychotherapie kommende Künstlerin in suggestiver Manier komplexe Muster von Erinnerungen heraus.

Info

Wissenschaftszentrum Bonn, Ahrstr. 45, bis 10. April. Mi 15 bis 17 Uhr und nach Anmeldung: 0228-302-0.

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