Vegane Vampire Dracula feiert Premiere in der Brotfabrik

Bonn · Das Theaterkollektiv „neverendingstory.“ erzählt die Geschichte des Vampirs in einer Lecture Performance auf ganz besondere Weise. Es gibt viel wissenschaftliche Erkenntnisse, Streit zwischen den Schauspielern und einiges an Blut.

Schwippschwager des Antichrist, lebendiger Toter, Verdammter oder doch der Justin Bieber des Übernatürlichen? Für den Vampir gibt es viele Namen und über sein blutrünstiges Verlangen zahlreiche Gruselgeschichten. Zur Umarmung des inneren Teufels lädt nun das freie Kollektiv „neverendingstory.“ ein.

In einer Lecture Performance „Dracula – embrace your inner evil“ präsentieren Mario Högemann und Christina Schelhas einen Vortrag der besonderen Art und lassen auf der Bühne Draculas Mythos wiederauferstehen. Die beiden Performer untersuchen den Vampir dabei auf wissenschaftliche und theatrale Weise. Im Stück werden die Ergebnisse der Forschungsarbeiten präsentiert und doch wirkt es, als wären die Zuschauer mitten bei der Thesenfindung mit dabei. Högemann und Schelhas haben nämlich häufig unterschiedliche Interpretationen parat.

Christina Schelhas präsentiert sich dabei als Kulturwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Vampirologie und Genderforschung. Sobald ihr Kollege, der Vampirologe, das Wort „Vampir“ sagt, ergänzt und unterbricht sie stets mit „und natürlich die Vampirin“. Die Idee für das Stück und den thematischen Schwerpunkt kam ihr während der Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“. „Ich wollte einfach mal etwas Trashiges machen und die Lust am Gruseln wiedererwecken“, erzählt sie. Da das Stück „Die Odyssee“ im vergangenen Jahr sehr poetisch inszeniert war und von seiner Bildgewalt lebte, geht es in dieser Spielzeit fast nur um die Worte und Sprache.

Ein großer Mythos

Dennoch hat sich das Theaterkollektiv erneut an einen großen Mythos gewagt. Es wird vieles in Frage gestellt, gesellschaftliche Sehnsüchte untersucht und die Ängste sowohl historisch als auch aktuell betrachtet.

In den Augen der Forscher sind die Vampire des 21. Jahrhunderts nämlich gar keine unbarmherzigen Blutsauger (und Blutsaugerinnen) mehr. Schelhas und Högemann blicken spöttisch auf „Edward“, den Vampir aus den Twilight-Filmen. Ein Vampir-Schönling, der nicht mehr erschrecken oder töten möchte, sondern sich viel eher der großen Liebe und Enthaltsamkeit widmet. Aus dem großen Mythos, den blutsaugenden Engeln der Finsternis, wurden sich vegan ernährende, konservative Kuschelrockfans.

Doch nicht nur das Böse wird dekonstruiert, auch die sexistische Geschichtsschreibung, die Entdeckung der Vulva und überholte Geschlechterrollen kommen zur Sprache. All das präsentiert „neverendingstory.“ mit einem großen Augenzwinkern und bewusst überspitzten Trash-Momenten.

Mit zu dem freien Theaterkollektiv gehören noch Barbara Lenartz, Elisabeth Schelhas und Pia Rodriguez. Für eine intensive Probenphase hatten die fünf lediglich vier Wochen Zeit. Zwei von ihnen kommen aus Berlin, einer aus Köln und zwei aus Bonn. „Wir hoffen aber, nach unseren Auftritten in der Brotfabrik noch auf ein paar Festivals zu spielen“, so Regisseurin Christina Schelhas. Für das kommende Jahr und ein neues Stück gäbe es zwar noch kein feststehendes Thema, aber dass es etwas geben wird von „neverendingstory.“ sagt ja eigentlich der Name selbst.

„Dracula – embrace your inner evil“ feiert am Donnerstag, 28. Juni, um 20 Uhr Premiere in der Brotfabrik.

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