Dramatisches Wechselspiel zwischen Wort und Musik

Duprés "Chemin de la croix" in St. Joseph in Beuel

Beuel. Marcel Duprés "Chemin de la croix" op. 29 gehört in Bonn zum musikalischen Kanon der vorösterlichen Zeit. Nun konnte man auch in St. Joseph in Beuel, an der dafür naturgemäß besonders geeigneten Oberlinger-Orgel dies so eindrucksvolle Werk hören. Und zwar von einem mit der französischen Orgelmusik besonders vertrauten Interpreten, der nicht zuletzt gerade auch in Beuel durch die Aufführung des gesamten Widor-Orgelwerks bestens bekannt und geschätzt ist. Ben van Oosten, Organist an der "Groote Kerk" in Den Haag.

In St. Joseph erklangen die ebenso großartigen wie ergreifenden 14 Stationen Duprés mit ihren zwölf charakteristischen, leitmotivartigen Themen und Figuren so, wie sie 1931 ursprünglich - aus Improvisationen nämlich - entstanden waren, das heißt immer im Wechsel mit den einzelnen Abschnitten der Claudelschen "Kreuzweg"-Betrachtungen. Diese wurden in deutscher Übertragung, teilweise sogar in Reimform, eindringlich vorgelesen.

Und Ben van Oosten gestaltete Duprés hochexpressive Ausdeutungen und Illustrierungen des schmerzvollen letzten Weges Jesu mit größter Prägnanz, Stimmungsintensität und klangfarblicher Dezidiertheit.

Er evozierte die brutal schildernden (das mehrfache Niederstürzen etwa der Hammerschläge bei der Kreuzigung) ebenso wie die stilleren und innigeren Stationen (Jesus trifft seine Mutter; Das Schweißtuch der Veronika; Jesus tröstet die Frauen Israels; Die sieben letzten Worte am Kreuz; Schluss-Adagio mit dem Dur-Sextakkord-Ausklang).

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