Dreißig Takte lang beglückend schöner Gesang

Mischa Maisky begeistert in der "Klassik um 11"-Reihe des Bonner Beethoven Orchesters mit Schumann

  Mischa Maisky  spielt Schumanns Cellokonzert.

Mischa Maisky spielt Schumanns Cellokonzert.

Foto: Müller

Bonn. Das Klavierkonzert von Robert Schumann gehört verdientermaßen zu den Favoriten des Konzertbetriebs. Doch der Komponist hat "sein" Instrument noch mit weiteren orchesterbegleiteten Werken bedacht.

Dass Pianisten und Veranstalter die opera 92 und 134 jedoch weitgehend ignorieren, mag zu einem großen Teil an der Kürze der einsätzigen Werke liegen: Bevor der Solist sich so richtig warm gespielt hat, ist das Stück auch schon wieder vorbei.

In der aktuellen, dem Schumann-Jahr gewidmeten und von dem Dirigenten Peter Gülke betreuten "Klassik um 11"-Reihe des Beethoven Orchesters, in der alle Orchesterwerke des Komponisten zur Aufführung kommen, hat man natürlich die seltene Gelegenheit, auch diese Exoten zu hören.

Das dritte Konzert der Reihe begann denn auch mit dem Konzert-Allegro mit Introduktion für Klavier und Orchester d-Moll op. 134, dessen mottohafte Streicher-Pizzicato-Einleitung gleichsam Stichwort für den Pianisten ist, der leise präludierend beginnt, bevor er im eigentlichen Allegro dann seine Virtuosität zur Schau stellen kann.

Dem Horowitz-Wettbewerb-Sieger Alexey O. Kurbatov gelang dies ausgesprochen gut. Er ist flink, spielt mehr mit Herz als mit "Pranke", was dem lebhaften Charakter des Werks sehr entgegenkommt.

Nach der Ouvertüre zu dem - nie komponierten - Singspiel "Hermann und Dorothea", der das Beethoven Orchester vor allem in den Marseillaise-Zitaten schöne Holzbläser-Episoden entlockte, stand das Konzert für Violoncello und Orchester auf dem Programm.

Solist war Mischa Maisky, der seinem guten Ruf gleich beim ersten Ton gerecht wurde. Wie aus dem Nichts schwebt der Klang seines Instruments plötzlich im Raum, dreißig Takte lang beglückend schöner Gesang von größter Reinheit.

Der mit grauer Lockenmähne und hellem Oberteil ein wenig exzentrisch wirkende Musiker fegt all die vielen Einwände, die gegen das erst elf Jahre nach Schumanns Tod uraufgeführte Werk vorgebracht wurden, mit einem Bogenstrich fort.

Der Dialog mit dem - von Schumann zurückhaltend eingesetzten - Orchester funktionierte ganz fabelhaft, Maisky und Gülke achteten sehr genau aufeinander und reagierten auch in den Übergängen zwischen den ohne Pause ineinander übergehenden Sätzen mit größter Präzision.

Dem innigen langsamen Satz verlieh Maisky viel Seele, während er im Finale noch einmal seine virtuosen Fähigkeiten zur Schau stellen konnte. Beim begeisterten Publikum bedankte er sich mit Bach.

Mit der vierten Sinfonie hatte nach der Pause das Orchester das Wort. Den nach der langsamen Einleitung mit "lebhaft" überschriebenen ersten Satz kann man sich in den Reihen der Bläser akzentuierter vorstellen, doch insgesamt gefiel die Interpretation durch klar umrissenes Spiel der Musiker. Besonders schön: Mikhail Ovrutskys Geigensolo in der Romanze.

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