Ausstellung Düsseldorfer Bierfass in Köln
Bonn · Die Jahresschau 2015 der Bodendenkmalpflege im Bonner LVR-Landesmuseum präsentiert Funde aus NRW und neueste Forschungen.
Nach eigener Definition ist es die Aufgabe des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, „die Zeugnisse tierischen und pflanzlichen Lebens aus erdgeschichtlicher Zeit und das reiche archäologische Kulturerbe des Rheinlandes zu schützen und zu pflegen … und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“. Entsprechend vielschichtig im Sinne des Wortes fällt erneut die Überblicksausstellung „Archäologie im Rheinland“ im LVR-Landesmuseum aus, die exemplarische Funde des vergangenen Jahres aus gut 400 Grabungen vorführt.
Dabei nehmen Fossilien aus dem Steinbruch Jaeger im Oberbergischen Kreis mit 400 Mio. Jahren den Altersrekord ein. Unter diesen Relikten stechen dreidimensionale fischartige Wirbeltiere hervor, denen die Paläontologen allerdings keine besondere Schwimmtüchtigkeit attestieren. Auf 370 Mio. Jahre bringen es die Fossilien, die beim Erweiterungsbau des Kreishauses in Bergisch Gladbach zutage traten. Dazu gehören seltene Korallen oder ein stattlicher dem Tintenfisch verwandter Goniatit von zwölf Zentimetern Durchmesser. Ein gewaltiger Zeitsprung führt in eine Steinschlägerwerkstatt des Neandertalers bei Troisdorf. Sie liefert Erkenntnisse über den geschickten Umgang mit dem Rohmaterial Quarzit, aus dem der Neandertaler scharfkantige Werkzeuge herzustellen verstand.
Auch 2015 erlaubten Grabfunde Aufschluss über die Sepulkralriten verschiedener Kulturen. Während der um 2800 bis 2500 v. Chr. gefertigte schnurkeramische Becher aus Großbüllesheim zweifelsfrei aus einem Hügel mit der hölzernen Grabkammer einer Hockerbestattung stammt, werfen die beiden bei Seelscheid geborgenen bronzezeitlichen Beile die Frage nach ihrer letzten Herkunft auf: Grab oder Depot? Von exklusiven Bestattungen zeugen die Artefakte, die in Brandgräbern außerhalb einer römischen villa rustica in Bornheim-Uedorf entdeckt wurden. Beschläge aus Bein und Eisennägel bezeugen eine hölzerne Kline, ein in der Antike gängiges Liegemöbel. Auffällig ist die feine Qualität des einem Toten beigegebenen Glases. Ein vielgliedriges Holzmodell rekonstruiert einen bisher unbekannten Haustyp, der, um die Zeitenwende datiert, 18 mal in einer Siedlung in Inden-Pommerich, Kreis Düren, nachgewiesen werden konnte. Der Baugrund beträgt etwa 15 x 8 Meter, wobei die Funktion verschieden großer Räume nicht geklärt ist. Vorausgesetzt wird ein sehr hohes, von Innenpfeilern gestütztes Dach. Die offenbar außen angebrachten Stützpfosten kannte man bisher nur in Norddeutschland oder in den Niederlanden. Zum Fund des Monats haben die Denkmalpfleger eine römische Pionieraxt aus Bedburg-Hau erkoren.
Nicht materiell in die Ausstellung übertragbar und doch wissenswert sind Forschungsergebnisse und Funde etwa aus Xanten oder Köln, wo allein von 40 Grabungen des Jahres 2015 die Rede ist. Beispielsweise haben die Archäologen am Niederrhein ihr Projekt des Nachbaus antiker Schiffe fortsetzen und die Tauglichkeit eines 15 Meter langen römischen Prahms auf dem Wasser testen können. Und im Zentrum der Domstadt haben die Kollegen der Neuzeitarchäologie in einem 1942 verschütteten Keller ein unversehrtes Bierfass mit der Aufschrift „Düsseldorf 1755“ entdeckt. Sie haben den Gerstensaft gekostet; er konnte doch nur ungenießbar sein!
LVR-Landesmuseum; bis 14. März; Di bis Fr und So 11 – 18, Sa 13 – 18 Uhr