Gesprächskonzert im Kammermusiksaal Editor und Detektiv

BONN · Es ist "die" Sinfonie "des" Komponisten schlechthin: die fünfte von Beethoven, die mit dem Schicksalsmotiv. Jens Dufner, Mitarbeiter des Beethoven-Archivs, hat das Werk jüngst neu ediert und berichtete jetzt bei der ersten Ausgabe der Editoren-Werkstatt in diesem Jahr von seiner Arbeit.

Die glich zumeist einem Puzzlespiel, galt es doch etliche Quellen auf deren Verlässlichkeit zu überprüfen, neue zu finden, Hintergründe auszuleuchten und daraus einen Notentext zu destillieren, der wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, zum anderen aber auch neue Aspekte des Werkes für die musikalische Praxis erschließen kann.

Dufner, der mehrere Jahre für diese Sisyphusarbeit gebraucht hat, erklärte seine Arbeitsweise anschaulich an verschiedenen Beispielen aus der fünften und deren Schwesterwerk, der sechsten Sinfonie, die er zeitgleich herausgegeben hat.

Aufschlussreich war es in jedem Fall zu erfahren, welche Detektivarbeit zuweilen hinter einer Fermate oder zwei vermeintlich überzähligen Takten steckt, wie am Beispiel des Scherzos aus der fünfte Sinfonie deutlich wurde. Eine weggefallene Wiederholung entscheidet über die ganze formale Anlage des Scherzos, Missverständnisse und Fehler können hier einen ganz anderen als den vom Komponisten intendierten Satzeindruck erzeugen.

Das Klavierduo Gerwig/Gonzalez spielte drei Sätze einer Fassung der fünften Sinfonie, die noch zu Beethovens Lebzeiten entstanden ist. Christine Gerwig und Efraín González belegten, dass auch diese Fassung ihre Berechtigung hat, wenngleich sie am Beispiel des Finales auch deren Grenzen aufzeigten. Das bekommt durch das deutlich langsamere Tempo einen gänzlich anderen Charakter.

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