Ein bisschen Anarchie gehört dazu

Der "Arp-Aspekt" war ausschlaggebend für die Auswahl der Neuerwerbungen: Die Kunstsammlung der Stiftung Bahnhof Rolandseck ist eindrucksstark aufgefrischt

  "Malender Affe":  Skulptur von Jörg Immendorff vor dem Bahnhof Rolandseck.

"Malender Affe": Skulptur von Jörg Immendorff vor dem Bahnhof Rolandseck.

Foto: Fischer

Remagen. Während am Steilhang hinter dem Bahnhof Rolandseck Bagger die Entstehung des Museumsneubaus vorantreiben, herrscht hinter den Kulissen des jüngst eröffneten Arp-Museums emsige Sammelaktivität. Museumschef Raimund Stecker und sein Team haben frisch erworbene Arbeiten von fünfzehn namhaften oder aufstrebenden Künstlern zu einer kompakten Ausstellung gebündelt. Es ist eine eindrucksstarke Auffrischung der Kunstsammlung der Stiftung Bahnhof Rolandseck.

Wichtiges Auswahlkriterium dabei ist, so Stecker, der "Arp-Aspekt". So finden sich unter den aktuellen Sammlertrophäen direkte oder fernere Anspielungen auf Hans Arp (1886-1966) und "dadaistisch-anarchistisch" (Stecker) gefärbte Arbeits- und Gedankenwelten.

Anzutreffen sind beispielsweise Objekte von "Arp-Fan" Dieter Roth, darunter der berüchtigte, aus Stalldung modellierte "Karnickelköttelkarnickel (Scheißhase)". In ebenfalls pointierter Stellung (direkt vor dem Mauerloch, das zum Neubau führt) stößt man auf ein anzügliches Vitrinenobjekt von Georg Herold; dessen "Herrenperspektive" offenbart sich als windspielähnliches, horizontal schwebendes Lattenkonstrukt.

"Arp retour" nennt Olaf Metzel ein medaillonförmiges, in die Wand eingelassenes Relief, wo ein Objekt des Meisters analysiert und seziert wird. Virtuose Schwarzweißaufnahmen ("Hommage à Arp") des als "Umbo" bekannten Otto Umbehr (1902-1980) zählen auch zu jenen Novitäten, die ein Stück Arp-Wirkungsgeschichte aufscheinen lassen.

Unter den ortsspezifischen Reflexionen sticht im Freien Jörg Immendorffs "Malender Affe" ins Auge. Neugierde erweckt ebenso eine stille Fotoserie von Götz Diergarten (Jahrgang 1972), die verschlafene und abgeschottete Wohnlandschaften ins Visier nimmt. Hingegen lockt das malerische Urmodell (Skulpturenufer Remagen) von Caroline Bittermann und Peter Duda unmittelbar zu deren nahe gelegener Station ("Geheime Gärten Rolandswerth")

Mit einem schlichten Bündel Holz, über dem ein fingernagelförmiger transparentgrüner Panzer ruht, regt Guiseppe Penone eindringlich zum Nachdenken über den Umgang mit der Natur an. Nicht minder bestechend wirkt die Ästhetik eines mandarinfarbenen Einzeller-Giganten (Synthetikobjekt von Thomas Rentmeister); auf der aalglatten Haut spiegelt sich die bizarr verzerrte Architektur des eleganten "Kunstbahnhofs".

Ein anregendes Kapitel engagierter Museumsarbeit schlägt das Sammlerteam in einer drei Nachwuchstalenten gewidmeten Koje auf. Zu sehen sind hier unter anderem Papierarbeiten der Amerikanerin Sheila Barcik (Jahrgang 1960); in ihren intensiven Daseinsergründungen konkretisieren sich Phantasmagorien und Obsessionen. Ebenso emotional bestimmt erscheinen die von Kollegin Saskia Niehaus (Jahrgang 1968) projizierten Menschenbilder. Freie, luftige Linienimpulse beherrschen die zusammengeflickten Leinwände des Londoners Cris Newman.

Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, Remagen, bis 1.Mai. Di-So 11-18 Uhr.

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