Aynsley Lister in der Harmonie in Bonn-Endenich Ein bisschen viel Beliebigkeit

Bonn · Der Brite Aynsley Lister stellt sein neues Album „Along for the Ride“ in der Harmonie vor. Das klingt poppig und eingängig. Aber das ist leider nicht die ganze Wahrheit.

 Exzellenter Gitarrist: Aynsley Lister hat einiges drauf.

Exzellenter Gitarrist: Aynsley Lister hat einiges drauf.

Foto: Thomas Kölsch

Rockig, poppig, eingängig und vor allem neu: So klingt Aynsley Lister jetzt. Im Grunde wie immer. Offiziell ist sein Album „Along for the Ride“ noch nicht veröffentlicht, doch in der Harmonie hat der Brite eine erste Kostprobe gegeben und einige Songs vorgestellt, die er in den vergangenen drei Jahren geschrieben hat. Sie weisen fast alle in die gleiche Richtung: zum Mainstream. Was nicht schlecht sein muss, vor allem wenn man auf der Suche nach einem Hit ist, der die Karriere auf die nächste Stufe bringt. Doch gleichzeitig besteht die Gefahr, dass das Besondere verloren geht, jene Ecken und Kanten, die einen Musiker auszeichnen und von der Masse abheben. So wie bei Lister, der auf dem besten Weg ist, beliebig zu werden.

Eigentlich hat der 45-Jährige alles

Eigentlich hat der 45-Jährige alle Fähigkeiten, die er braucht. Er ist ein exzellenter, mitunter sogar brillanter Gitarrist mit einer angenehmen Stimme und einem Gespür für den Blues in der Tradition von Albert King und Eric Clapton. In der Szene hat er sich in den mehr als zwei Dekaden seiner Bühnenkarriere eine solide Fan-Basis aufgebaut, während er sich gleichzeitig immer weiter von seinen musikalischen Wurzeln entfernt hat. Immerhin wurde er einst mit Joe Bonamassa und Johnny Lang verglichen. Heute eher mit Bryan Adams. Wenn er Glück hat. Souverän, aber austauschbar, melodiös, aber ohne Profil versucht  Lister wie schon vor zehn Jahren, Pop und Blues zu verschmelzen und damit den großen Durchbruch zu schaffen, während er sich doch letztlich nur im Kreis dreht.

Die Ballade „Cast the Light“ zeigt dies ebenso klar wie das anfangs schöne und dann zunehmend uninteressante „Amazing“ oder die Mid-Tempo-Nummer „Hurricane“ vom 2009er Album „Equilibrium“, die allesamt zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder hinausgehen. Ein starkes Motiv, eine aufregende Melodie, griffige Harmonien oder ein prägnanter Rhythmus? Fehlanzeige, zumal auch Drummer Craig Bacon und Bassist Jono Martin nur selten Akzente setzen.

Zu wenig von den alten Tugenden

Dabei kann Lister anders. Manchmal. Auch und gerade jetzt. Bei der ersten Neukomposition „Eve – Part One“ zum Beispiel, das er selbst als Mischung aus James-Bond-Titelsong und Pink-Floyd-Komposition beschreibt, was gar nicht so weit von der Realität entfernt ist. Oder bei dem leider recht kurzen „World is Falling“, bei dem die alten Tugenden zumindest für einen Moment durchbrechen. Dennoch spricht es Bände, dass das Publikum immer dann besonders ausgelassen tanzt, wenn Lister zurückgeht und ein paar Klassiker herausholt, etwa zum kernigen „Soundman“. Da heult der Blues wieder ungebändigt durch den Saal. Davon bitte mehr.

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