Beethovenfest Ein Blick zurück auf vier Wochen Festivalzeit

Spannende Entdeckungen und berührende Begegnungen gab es bei dem unter dem Motto Zukunftsmusik stehenden Festival. Auch Mut zum Risiko war gefragt.

 Arabella Steinbacher und die jungen Iraker.

Arabella Steinbacher und die jungen Iraker.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Von Franz Liszt stammt das Wort von der Zukunftsmusik. Zum 200. Geburtstag des Komponisten hatte das Beethovenfest diesen Begriff zum Festivalmotto erkoren. Vielleicht wurde es in keinem Konzert so schön mit Inhalt gefüllt wie beim Gastspiel des National Youth Symphony Orchestra of Iraq vor genau einer Woche.

43 junge Musiker hatten sich da aus einem Land, in dem die Klassik nicht eben zum gesellschaftlichen Wertekanon zählt, auf den Weg in die Geburtsstadt Beethovens gemacht, um beim Orchestercampus der Deutschen Welle gemeinsam mit Gleichaltrigen des Bundesjugendorchesters unter anderem Beethovens Violinkonzert zu spielen.

Nach vielen, vielen Stunden harter Probenarbeit begleiteten sie die Geigerin Arabella Steinbacher mit so viel Enthusiasmus, dass manchem am Ende des Konzertes die Tränen der Rührung in den Augen standen.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Erbe verpflichtet"In Anne-Sophie Mutters Auftritt beim Eröffnungskonzert hingegen mochte man die musikalische Zukunft nur in Teilen erkennen. So schön ihr das Miteinander mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von Manfred Honeck in Wolfgang Rihms Stück "Lichtes Spiel" gelang, so enttäuschend geriet Mendelssohns Violinkonzert. Hier raste die Geigerin dem Orchester regelrecht davon.

Das hatte über weite Strecken mehr mit Sport als mit Musik zu tun. Doch in der Musik gibt es für Schnelligkeitsrekorde keine Medaille. Dieses Konzert war, wie viele andere auch, ausverkauft. Bereits zur Halbzeit hatte das Beethovenfest eine Auslastung von 85 Prozent erreicht.

Beethovenfest-Intendantin Ilona Schmiel hatte eine glückliche Hand bewiesen und zum Teil erstklassige Ensembles und Solisten nach Bonn geholt. Auch die drei Gastspiele des London Symphony Orchestra fanden vor ausverkauftem Saal statt. Beim LSO machte die Flexibilität staunen: Auf der einen Seite die pointierte Interpretation der Beethoven-Sinfonien durch den Dirigenten Sir John Eliot Gardiner, auf der anderen Seite die Klangfülle der Missa Solemnis mit dem 84-jährigen Sir Colin Davis am Pult.

Von Wagemut zeugte die lange Liszt-Nacht. Zehn Konzerte an einem Abend an fünf verschiedenen Spielstätten anzubieten, ist riskant. Doch der Erfolg gab Schmiel recht - auch wenn die Organisation am Einlass zum zweiten Konzert in der Beethovenhalle nicht reibungslos funktionierte. Der von den Schülermanagern in diesem Jahr organisierte Abend mit Goran Bregovic im Telekom Forum zählte ebenfalls zu den besonderen Ereignissen des Festivals.

Das Beethovenfest lebt natürlich auch von großartigen Kammermusik-Interpretationen. Die Musik, die es hier zu hören gab, war exquisit. Dafür sorgten Ensembles wie das Hagen-Quartett.

Doch ein Festival wird auch an dem gemessen, was es nicht bietet. Dass seit 2005 Beethovens einzige Oper "Fidelio" in Bonn nicht mehr zu hören war, gehört eindeutig zu den Minuspunkten.

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