Konzerte in der Harmonie Ein Däne gibt Vollgas

Endenich · Das Crossroads-Festival in der Endenicher Harmonie wartet mit starker zweiter Hälfte auf. Thorbjørn Risager gibt Vollgas, rockt mit Blues und Boogie das Haus.

 Thorbjørn Risager erwies sich nicht nur hinsichtlich des Outfits als ein Erbe der Blues Brothers.

Thorbjørn Risager erwies sich nicht nur hinsichtlich des Outfits als ein Erbe der Blues Brothers.

Foto: Thomas Kölsch

Ein Songwriter mit Musik zum Zurücklehnen, ein frisch preisgekrönter Blues-Gigant, ein wiedererwachtes Power-Metal-Trio und eine ordentliche Dosis Voodoo-Trance: Es ist schon etwas her, dass das WDR Crossroads-Festival zuletzt eine derart außergewöhnliche Bandbreite präsentieren konnte. Und ein derart hohes Niveau. Die letzten beiden Doppelkonzerte der aktuellen Staffel gebaren am Freitag und Samstag in der Harmonie aus der Überraschung ob des Unerwarteten heraus Begeisterung und standen so Pate für den Grundgedanken der Reihe.

Dabei ließ der Freitag zunächst keine Party-Stimmung aufkommen – dafür ist die Musik von Steve Waitt aber auch nicht gemacht. Die Songs des Soundbastlers genießt man wahrscheinlich am besten mit einem guten Glas Rotwein vor dem prasselnden Kamin: Sie sind feine, oft melancholische Klanginstallationen, durchaus poppig, aber keineswegs schlicht, getragen vom mal wabernden (und leider zu selten explodierenden) Gitarrenspiel Greg Tuoheys und den Harmonieläufen, die Waitt parallel zum Gesang auf dem Keyboard zum Besten gibt.

Eine echte Verbindung zum Publikum vermochte der introvertiert wirkende Waitts allerdings nicht aufzubauen. Dies gelang Thorbjørn Risager dagegen umso leichter. Der Däne, der mit seiner Band auch den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik entgegennehmen durfte, gab mal wieder Vollgas, rockte mit Blues und Boogie das Haus und schuf dank messerscharfer Bläser, einer staubtrockenen Rhythmussektion und einer Stimme, die den Drive von John Lee Hooker mit dem Charisma der Blues Brothers vereint, einen Crossroads-Höhepunkt, den das Publikum vermutlich nicht so schnell vergessen wird. Kontrastreich erwies sich auch der Samstag: Während Dizzy Mizz Lizzy zum ersten Mal seit 21 Jahren wieder in Bonn weilten und ihren frenetisch feiernden Fans mit krachenden, zugleich aber herrlich melodiösen Metal-Hymnen bewiesen, dass sie rein gar nichts verlernt hatten, riefen My Baby mit dem hell vibrierenden, kraftvollen Organ von Sängerin Cato van Dyck und dem unglaublich vielseitigen, pulsierenden Spiel ihres Mannes Sheik den besagten Voodoo-Trance herbei und verwandelten die Rockpalast- in eine Rave-Veranstaltung. Aber eine, die sich lohnte. Was letztlich, auch wenn die Geschmäcker bekanntermaßen verschieden sind, für jedes Crossroads-Konzert galt.

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