Konzert im Beethoven-Haus Ein großartiger Abend mit dem Sebastian-Sternal-Trio
Bonn · Das Sebastian-Sternal-Trio spielt im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses Stücke aus der neuen CD "Home". Es war das letzte Konzert der Reihe "Aspekte" in dieser Saison.
„Dieses Stück klingt jeden Abend anders.“ Was der Pianist Sebastian Sternal zur Nummer „Gravity“ sagte, die von raffinierten Tempowechseln und einer tollen Dynamik lebt, hätte er zu fast jedem Stück des Abends sagen können. Sternal stellte mit seinem Trio im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses am Freitagabend als Abschluss der exzellenten „Aspekte“-Reihe seine gerade erschienene CD „Home“ vor. Und die Klasse dieser drei Musiker bringt es mit sich, dass das auf Tonträger gebrannte Material eben nur ein Zwischenzustand ist, der live reaktiviert und je nach Laune und Gefühl verändert wird.
Beides war im Kammermusiksaal positiv spürbar, die enge musikalische Beziehung insbesondere zwischen Sternal und seinem Schlagzeuger Jonas Burgwinkel ließ die komplexen und auf Präzision des Zusammenspiels angelegten Stücke funkeln. Larry Grenadier am Bass, ein brillanter Musiker, der etwa in Cole Porters „All Of You“ mit einem fulminanten Solo unter Beweis stellte, warum ihn Brad Mehldau und Pat Metheny als Triopartner schätzen, schien im Sternal-Trio nicht immer top-integriert zu sein.
Trotzdem ein großartiger Abend voller Entdeckungen. Sternals Kompositionen geben jedem Musiker viel Raum, auch die Stille zwischen den abrupt hingeworfenen Piano-Sequenzen ist förmlich hörbar. Nach Exkursen in die quasi-sinfonische Großform („Sternal Symphonic Society“) in den vergangenen Jahren war der Pianist hier nun streckenweise fast solo zu erleben – ein Genuss. Etwa im Titelstück „Home“, in dem Sternal ein kleines, kurzes, eingängiges Thema setzt, nach Pausen immer wieder darauf leicht variierend zurückkommt. Auch was in den Pausen passiert, in denen Grenadier und Burgwinkel agieren, ist phänomenal. Der Schlagzeuger, den man in Bonn gelegentlich schon mit Pablo Held und Hanno Busch erleben durfte, setzte diesem Abend die Krone auf: Was perkussionistisch möglich ist, das feuerte Burgwinkel in Perfektion ab. Dieser 35-jährige Derwisch ist ein Star.
Aktuelle CD: Sebastian Sternal, Larry Grenadier, Jonas Burgwinkel „Home“ (Traumton)