Ein herrlich gemeiner Abschluss der Morenhovener Kabarett-Tage in Rheinbach

RHEINBACH/SWISTTAL · Nitschke, Konejung, Neutag und Griess servierten zum Finale ihre "Schlachtplatte". Wer gegen Sarkasmus und Respektlosigkeiten aller Art nichts weiter einzuwenden hatte, kam an diesem deftig gewürzten Abend vollends auf seine Kosten.

 Rechnen mit dem Jahr 2011 ab: Die Kabarettisten Achim Konejung (von links), Wolfgang Nitschke, Jens Neutag und Robert Griess im Rheinbacher Stadttheater.

Rechnen mit dem Jahr 2011 ab: Die Kabarettisten Achim Konejung (von links), Wolfgang Nitschke, Jens Neutag und Robert Griess im Rheinbacher Stadttheater.

Foto: Roland Kohls

Unheimlich sehen sie aus, die vier Männer mit Kapuzen und Guy-Fawkes-Masken aus dem Film "V wie Vendetta" - dem Erkennungszeichen der Occupy-Bewegung. Besetzt wird allerdings nicht die Wall Street, sondern "nur" die Bühne des Rheinbacher Stadttheaters. Doch wer Robert Griess, Achim Konejung, Jens Neutag und Wolfgang Nitschke kennt, weiß, dass von den vier Herren Einiges zu erwarten ist. Schließlich firmiert das gemeinsame Kabarett-Format nicht umsonst unter dem Namen "Schlachtplatte", serviert zum Abschluss der 24. Morenhovener Kabarett-Tage.

Wer gegen Sarkasmus und Respektlosigkeiten aller Art nichts weiter einzuwenden hatte, kam an diesem deftig gewürzten Sonntagabend vollends auf seine Kosten. Und durfte mit den Vieren die Euro-Abschiedsparty feiern. Irland und Italien stimmten mit ein - mit der bangen Frage im Hinterkopf, wer nach Griechenland der Nächste sein wird.

Herr Stapper - bekennender "Asi-Adel" aus Köln - kann darüber allenfalls müde lächeln. Was die Iren und Italiener erwartet, hat er schon längst hinter sich. Auch wenn sein Alter Ego Robert Griess mit seinem Ruf nach der Revolte bei den strebsamen und pflichtschuldigen Deutschen noch auf taube Ohren stößt.

Griess hat seine Paraderolle gefunden

Solange sich einer bei zusätzlichen Gebühren und weniger Lohn nur darüber freut, dass es dem Nachbarn anscheinend noch schlechter geht, anstatt die an den Pranger zu stellen, die dafür verantwortlich zeichnen, ist mit diesem Volk wahrlich kein Staat zu machen.

Immerhin: Mit Stapper hat Griess seine Paraderolle gefunden: glaubwürdig und herrlich gemein. Das lässt sich auch von "Bestsellerfresser" Nitschke sagen, der das Tagebuch 2011 verliest. Vor sich auf dem Tisch eine kleine Deutschlandfahne auf Halbmast und ein Foto des amtierenden Bundespräsidenten. "Falls Sie sich davon geblendet fühlen, ich kann es auch hinlegen?", sagt er und lächelt süffisant.

Achim Konejung haut anschließend veritabel in die Tasten, singt nonchalant von der Panikmache und der German Angst. Derweil leiht Jens Neutag Che Guevara seine Stimme. Keine Frage: Der leicht lispelnde Akzent hat was für sich. Damit kann selbst ein waschechter Revolutionär noch zusätzliche Sympathiepunkte sammeln.

Weitere Köstlichkeiten des Abends sind der Auftritt von Kermit und dem Detektiv aus der Sesamstraße zum Thema V wie Verfassungsschutz, das Duett "Je t'aime" von Merkel und Sarkozy, die Piraten der Spree-Karibik und das Gegenwartsdrama des Jahres mit den üblichen Verdächtigen. Zu guter Letzt können sich Protagonisten und Publikum nur noch Bertolt Brecht anschließen und "sehn betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen".

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