Verleger Stefan Lübbe 57-jährig gestorben Ein Herz für Autoren

"Neugierig und offen sein, in fremde Welten einzutauchen und dem Rudel voraus zu sein, das ist mir wichtig", sagte Stefan Lübbe einmal unserer Zeitung. Um gleich hinzuzufügen: "Und dabei nie die Familie vergessen." Letztere beklagt einen plötzlichen Verlust, denn vorgestern Abend ist Stefan Lübbe mit nur 57 Jahren in Südfrankreich an einem Herzinfarkt gestorben.

 Herr der Bücher: Stefan Lübbe 2013 in Frankfurt.

Herr der Bücher: Stefan Lübbe 2013 in Frankfurt.

Foto: dpa

Er hinterlässt seine Frau Birgit und eine Tochter. "Auch wir im Verlag sind alle geschockt", sagt Vorstandschef Thomas Schierack, der bei der gestrigen Information der Mitarbeiter viele Tränen sah.

Der in Bergisch Gladbach geborene und dort bis zuletzt wohnende Verleger und Mehrheitsaktionär der Bastei Lübbe AG hat das Familienunternehmen in jeder Hinsicht zu neuen Ufern geführt.

"Wir haben in den letzten Jahren ein zeitgemäßes Verlags- und Medienhaus entwickelt, das führend in Deutschland ist und doch seine Wurzeln nie vergessen hat", resümierte Lübbe vor der Feier zum 60-jährigen Verlagsbestehen im letzten Jahr. Auch aufgrund familiärer Konkurrenz trat der gelernte Bankkaufmann und (auch in den USA) ausgebildete Betriebswirt erst spät aus dem langen Schatten des Vaters Gustav Lübbe (1918-1995).

Der hatte mit seiner Frau Ursula in einer fensterlosen Garage in Bergisch Gladbach begonnen, die soliden Säulen des Unternehmens zu bauen. Vermutlich hätte es sich der Sohn auf dem mächtigen Stapel von mehr als einer Milliarde verkaufter "Jerry Cotton"-Hefte sowie dank erfolgreicher Rätselhefte und der Erfolgsserie um "Geisterjäger John Sinclair" auf dem Chefsessel gemütlich machen können. Stattdessen gab er, seit 2007 als Vorsitzender der Geschäftsführung, maßgebliche Impulse und steuerte das Haus in die digitale Zukunft.

Nach dem Umzug aus dem Bergischen ins Köln-Mülheimer Carlswerk (2010) entstand dort eine Denkfabrik für die Branche. Und für Formate, die nicht zwischen Buchdeckel passen: Soaps wie "Coffee Shop" für E-Reader und Smartphone oder Serien wie "Apocalypsis", die jedes Glied der crossmedialen Verwertungskette nutzen. "Ken Follett ist dem Haus seit drei Jahrzehnten treu, und Dan Brown war es (im Mai 2013) sehr wichtig, einmal nach Köln zu kommen. Dan hat nie vergessen, dass sein Welterfolg auch mit unserem Haus verbunden ist", hat Lübbe einmal gesagt.

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