Premiere am Theater im Keller Ein junges Paar ist der Welt nicht gewachsen

DUISDORF · Ein Motel ist eine Unterkunft für die Durchreise, doch Denise und RJ verharren hier ein halbes Jahr. Ihr Zimmer ist schäbig, Müll liegt auf dem Boden, RJ raucht eine Zigarette nach der anderen und, statt sich in die Lage seiner Lebensgefährtin Denise hineinzuversetzen, starrt er hypnotisiert in den kleinen Bildschirm.

 In einem schäbigen Motelzimmer hausen Denise (Sabrina Sargony) und RJ (Benedikt Klingenheben).

In einem schäbigen Motelzimmer hausen Denise (Sabrina Sargony) und RJ (Benedikt Klingenheben).

Foto: Barbara Frommann

"Es ist die Frage, ob Denise für ihre Situation allein verantwortlich ist. Sie umgibt sich mit den falschen Menschen. Das fängt schon mit ihrem Typen an, der sich fürs Fernsehgucken mehr interessiert als dafür, das Problem zu lösen", sagt Arnold Sitte, Regisseur von "Problemkind".

Das von dem Kanadier George F. Walker geschriebene Stück hatte am Samstag im Theater im Keller in Duisdorf Premiere. Das Problem ist: Denise will ihr entzogenes Kind zurück, doch die Sozialarbeiterin Helen räumt ihr aufgrund einer Prostitutions- und Drogenvergangenheit keine Chance ein.

Das Rollenspektrum scheint stereotyp zu sein: Es gibt das gesellschaftlich entgleiste Paar und eine nüchterne Repräsentantin des Sozialsystems, aber es ist den Leistungen des Amateur-Ensembles zu verdanken, das die Vielschichtigkeit der stigmatisierten Charaktere zum Tragen kommt. Darstellerin Erika Heindl mimt nicht nur eine kaltherzige Sozialarbeiterin, sondern spielt hervorragend ein geheucheltes Mitgefühl.

Sabrina Sargony präsentiert eine Denise, die sich von ihrem Fatalismus nicht befreit. Ihre Figur strampelt, schmeißt dann aber wieder das Handtuch. "Brutale Sachen und Zärtlichkeiten sind nicht leicht zu spielen", sagt die 24-jährige Sargony, dabei meistert sie gerade die harten und die weichen Facetten ihrer Rolle. Benedikt Klingenheben, Darsteller von RJ, beleuchtet an seinem Charakter das Paradoxe eines Menschen, der trotz Aktivität immer abwesend ist.

Es sind keine Heldenrollen, die sich die Schauspieler ausgesucht haben, aber sie beweisen, dass sie auch schwierige Rollen meistern können.

Eine weitere Vorstellungen von "Problemkind" gibt es am Sonntag, 17. Februar, um 18.18.Uhr im Theater im Keller

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