Lukas Graham im Kölner Palladium Ein Konzert mit Schwung und Seele

Köln · Graham ist eine Band, die den Namen ihres Frontmanns trägt. Für die Tour hat sie sich um drei Bläser erweitert, die eine warme Portion Soul besteuern.

 Bald wird er Vater: Sänger Lukas Graham.

Bald wird er Vater: Sänger Lukas Graham.

Foto: Thomas Brill

Die Show beginnt mit einer Ballade: „Better Than Yourself“. Nur das Keyboard von Kasper Daugaard begleitet Sänger Lukas Graham Forchhammer. Dramatisch, ergreifend, pur. Langsam kommen die übrigen Bandmitglieder dazu. Lukas Graham ist eine Band, die den Namen ihres Frontmanns trägt. Für die Tour hat sie sich um drei Bläser erweitert, die eine warme Portion Soul besteuern. Ein wenig Jazz gibt es auch. Das hat Melodie, Schwung und Seele, erfindet nichts neu. Alte Schule, gut und klug gemacht.

Lukas stammt aus Christiania, einer autonomen Hippie-Gemeinde in Kopenhagen. Die Christianier sind friedlich. Aber es kann auch rau zugehen im Idyll. Mark Falgren (Schlagzeug), Magnus Larsson (Bass) und Kasper Daugaard (Keyboard) kommen aus gut situierten Mittelschichtverhältnissen. Für die Band haben sie mögliche bürgerliche Karrieren geschmissen. Mit „Ordinary Things“ hatten sie ihren ersten Single-Hit in Dänemark.

Sie spielen ihn als zweites Stück. Bassist Magnus dreht wie ein junger verspielter Hund Pirouetten. Lukas Graham hat eine Rockshow versprochen, die ordentlich abgeht. Nichts anderes liefert die Band über eineinhalb Stunden im ausverkauften Palladium ab. Ganz ohne Visuals und Lichteffekte. Getragen werden sie von der überwältigenden Begeisterung vorwiegend junger Fans. Schon beim dritten Stück, „Drunk In The Morning“, ist die Halle ein Meer aus hochgereckten Armen. Ein Anblick, der Lukas von den Socken zu reißen scheint. „Das ist die größte Show in Deutschland!“ Ein Erfolg innerhalb von nur vier Jahren, der erstaunt, denn die dänischen Freunde sind keine Boygroup.

Ihre Texte sind nicht Nebensache. Sie zielen auf Herz und Hirn. Dabei wollen die Dänen durchaus unterhalten. Das machen sie musikalisch souverän und mit viel jugendlicher Leidenschaft. „Take the World By Storm“ entwickelt sich zu einem Wirbelwind. Wer Platz zum Tanzen hat, nutzt die Gelegenheit. Aber Leben ist nicht nur Sonnenschein.

Der geliebte Vater von Lukas Forchhammer starb viel zu früh. Er fehlt. „You’re Not There“ ist ein Stück, das Menschen, die Ähnliches erlebt haben, zutiefst berührt. Zum Ende drehen die Musiker auf. Sie wissen, wie man eine Show zum Höhepunkt treibt. Aber mit „Funeral“ gibt es einen ganz und gar besinnlichen Schluss. Wer so gut Herz und Leidenschaft zusammenzubringen weiß, hat Aussicht auf eine große Zukunft.

Am 13. März nächsten Jahres nehmen sie sich dazu einen noch größeren Spielort vor – die Mitsubishi Halle in Düsseldorf. Vorher gibt es Babyurlaub für Sänger Lukas, der im September mit der langjährigen Freundin Louise Schwartz Petersen ein Kind erwartet.

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