Ingeborg Greiner in Bonn Ein Liederabend zwischen Freude und Traurigkeit

Bonn · Sopranistin Ingeborg Greiner begeisterte ihr Bonner Publikum in Schrekers "Irrelohe" und jetzt auch mit einem Liederabend im Foyer der Oper. Dabei ging es jedoch wesentlich intimer zu. Greiner verfügt über Töne der Zärtlichkeit und Innigkeit ebenso sicher wie über hochdramatischen Ausdruck.

 Sopranistin Ingeborg Greiner.

Sopranistin Ingeborg Greiner.

Foto: Thilo Beu

Natürlich durfte ein Lied von Franz Schreker im Programm nicht fehlen. Schließlich feierte die Sopranistin Ingeborg Greiner ihre vielleicht größten Erfolge am Bonner Musiktheater in den Schreker-Opern "Irrelohe" und "Der ferne Klang". Musste sie sich da gegen wahre orchestrale Klangmassen behaupten, so ging es jetzt im Foyer der Oper wesentlich intimer zu. Mit einem Liederabend war Greiner zu Gast bei den Opernfreunden.

Für ihren Ausflug ins Lied-Genre hatte sich die Sängerin ein ausgesprochen exquisites Programm ausgesucht. Was von Mahler, Strauss, Pfitzner, Schönberg, Berg, Korngold und anderen zu hören war, entstand in der Mehrzahl im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts: Spätromantik und Impressionismus überschneiden sich, es ist eine Zeit des musikalischen Suchens, man bewegt sich mitunter in den Grenzbereichen der Tonalität. Welchen Einfluss nationale Schulen hatten, belegten Beispiele von Henri Duparc und Enrique Granados.

So spannend und schlüssig das Programm war, so eindringlich geriet die Interpretation. Ingeborg Greiners Sopran hat jugendliche Frische und große Spannkraft, er kann Piano-Höhen zaubern und regelrecht aufblühen; selbst der riesige Stimmumfang, wie ihn etwa Enrique Granados' "La maja dolorosa" fordert, bereitet keine Probleme

Greiner verfügt über Töne der Zärtlichkeit und Innigkeit (Strauss' "Wiegenlied" oder Duparcs "Extase") ebenso sicher wie über hochdramatischen Ausdruck (Schönbergs "Erhebung"). Vollends hingerissen war das Publikum von "Glück, das mir verblieb", dem Lied der Marietta aus Erich Wolfgang Korngolds Oper "Die tote Stadt" - mit Recht, weil die Sopranistin die Arie exakt im Schwebezustand zwischen Freude und Traurigkeit hielt.

Bei all diesen vokalen Glanztaten war Christopher Arpin am Klavier wie immer ein souveräner und stilsicherer Begleiter. Ferdinand Kösters, der Vorsitzende der Opernfreunde, führte mit kurzen und klugen Kommentaren durchs Programm.

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