WDR-Vorleser Ein literarisches Requiem für den Ex

Bonn · Die WDR-Vorleser mit Sarah Bosetti, Horst Evers, Manuel Möglich, Thomas Gsella und Ralf Husmann im Pantheon.

Sarah Bosetti ist der Hauptgewinn bei der jüngsten Ausgabe der "WDR-Vorleser" im Pantheon. Die Wahlberlinerin hat sich zu Deutschlands interessantester Slam-Poetin und Lesebühnenautorin entwickelt. Inzwischen hat sie mit ihrem Roman "Mein schönstes Ferienbegräbnis" sogar die ersten Hardcover-Weihen erhalten.

Bosetti liest vier ihrer hinreißend fatalistischen, ironisch-grüblerischen und unnachahmlich starkpoetischen Texte vor - darunter eine mit reichlich Nachhall versehene, authentisch gefertigte Abhandlung über das Scheitern und "Abenteuerurlaub", ein literarisches Requiem für den Ex. Gastgeber Horst Evers serviert weitere Exemplare aus seinem Zyklus "Demütigende Geschenke", und sein leidenschaftlicher Disput mit zwei Küchenfliegen ist grandios.

Manuel Möglich hingegen stellt sein auffällig limitiertes Humorverständnis und seine durchsichtigen Attitüden als Gonzo-Journalist in Auszügen aus seinen Selbsterfahrungs- und Undercover-Machwerken "Wild Germany" und "Deutschland überall" aus. "Titanic"-Haudegen Thomas Gsella hat seine besten Momente ausgerechnet mit gesammelten Fußballkommentaren der Sorte "Es war so leise im Stadion, dass man die Nadel im Heuhaufen suchen konnte". Und der fleißige TV-Comedy-Schreiber Ralf Husmann liefert zwar punktgenau gute Gags ab, aber eben auch unübersehbar konventionell komponiertes Augenzwinkern aus seinen diversen Kolumnen.

Rundfunk-Sendetermine: WDR 5, 15., 22. 11, ab 20.05 Uhr

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