Gerhard Polt solo im Pantheon Ein Meister des offenen Wortes

Bonn · Von jemandem, der am Samstagabend solo im ausverkauften Pantheon spielt und tags drauf mit den Wellbrüdern aus 'm Biermoos das komplette Bonner Opernhaus füllt, darf man wohl sagen, er habe seinen Stil gefunden. Von jemandem wie Gerhard Polt sowieso.

Also wird's auf absehbare Zeit wohl nix mit seinem CSU-Museum. Obwohl, ein paar Exponate hätt's schon dafür: den Knochen der Lieblingshaxen von Franz Josef Strauß zum Beispiel oder eine original Weißwurstpelle vom "Wolfratshauser Frühstück" am 11. Januar 2002, bei dem Edmund Stoiber und Angela Merkel die K-Frage beantwortet haben.

Nun, das ist ja alles soweit ganz nett, aber - um ehrlich zu sein - auf der Bühne sehen wir ihn lieber. Und ohne Polt würde auch dem Kabarett etwas fehlen. Ein Grantl-huber par excellence, ein Miesmacher mit beißendem Sarkasmus, der selten sein Ziel verfehlt. Der Spießbürger per se, mit unbelehrbarem, fast anarchischem Eigensinn. Und ein Freund, wie man ihn sich nur wünschen kann: "Ja, der Löschwinter Karl - also, ich kenn ihn sehr gut, ich mag ihn auch irgendwie. Aber bei allem Respekt, des is halt a Depp. Nicht, wenn Sie jetzt denken, er sei verschlagen oder so. Nein, auch dafür ist der einfach zu blöd."

Wohlan: Wer ein offenes Wort nicht verträgt, der ist hier falsch. Aber dann wüsste er auch nicht, dass der Hitler die Prinzregententorte 1923 ganz bestimmt bezahlt hätte. Sagt der Zeitzeuge, der damals als kleiner Bub im Kinderwagen die ganze Szene miterlebt hat und sich bloß wundert, warum der bayerische Rundfunk sein Interview noch gar nicht gesendet hat.

Aber es kann nicht jeder, der im Wirtshaus sitzt, per se ein Held sein. Es kann nicht jedes Dorf in vier Tagen mit 21 000 Litern Bier fertig werden. Aber dafür sei allen, die am Samstag nicht ins Castel Gandolfo eingeladen waren, noch ein Ratzinger vergönnt, der in der Parodie seinesgleichen sucht. Papst könnte er also auch, der Polt. Dann wär aber noch mehr Publikum. Viel mehr...

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