Ein Niederländer rettet Bonns Karnevalskonzert

Kranke Musiker sorgen für Hektik in der Bonner Beethovenhalle

Bonn. Es war alles, wie es sich für ein Konzert des Beethoven Orchesters in der Karnevalszeit gehört: Paukisten trugen Pappnasen, so mancher Streicher eine grelle Perücke, ein Kontrabassist schien einer Piratenbande anzugehören, kurz: Farbkleckse im sonst einheitlichen Schwarz.

In der ersten Reihe in der Beethovenhalle sah man närrische Uniformen, auf der Empore das Bonner Prinzenpaar Klaus III. und Bonna Judith I., ihm zur Seite Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, weitere jecke Prominenz weilte im Saal.

Karnevaleskes Business as usual also. Zwölf Stunden zuvor konnte davon keine Rede sein. Das Konzert habe "bis heute morgen" auf der Kippe gestanden, verkündete Horst Bachmann, Präsident des Festausschusses Bonner Karneval. Denn Heinz Geese, als Dirigent für den Abend vorgesehen, musste wegen einer plötzlichen Erkrankung absagen. Jan Stulen, niederländischer Dirigent, spielte den Retter in der Not und bescherte dem Publikum in der nicht restlos gefüllten Halle einen vergnüglichen Abend. Horst Bachmann sprang als Moderator für den ebenfalls erkrankten Dirk Schortemeyer ein.

Das Programm unter dem Motto "Karneval grüßt Fasching" verband süffige Walzer von Emmerich Kalman, Johann Strauß oder, ins Musicalfach gewendet, von Richard Rodgers mit spritziger Musik wie dem Offenbachschen "Cancan" oder dem "Champagner-Galopp" von Richard Lumbye. Die Sopranistin Marina Edelhagen machte in Robert Stolz'' "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein" dem Konzertmeister Harald Kulik nicht nur schöne Augen, sondern fiel sogar vor ihm auf die Knie und überreichte eine gelbe Rose. Im "Schwipslied" von Johann Strauß knallten die Korken, im Glockenspiel perlte der Sekt, und Marina Edelhagen schlüpfte in die Rolle der angeheiterten Chansonette, die ihren Rausch schließlich vorm Dirigentenpult ausschlief.

Nach weiteren Produktionen aus dem Hause Strauß-Söhne miauten sich Susanne König und Marina Edelhagen durch Rossinis "Katzenduett". Das anfängliche misstrauische Belauern - "Zickenalarm" unter Katzen - endete in wohligem gemeinsamen Schnurren. Echt Bönnsche Töne gab Toni Roeder zum Besten. Er sang von der guten alten Tagen mit "Zick für Verzällche". In einer Komposition aus eigener Feder mit dem beziehungsreichen Titel "Schall und Rauch" spielte der langjährige Schlagzeuger des Beethoven Orchesters die singende Säge, deren Töne wunderbar wehmütig im Saal verwehten.

Bonbon zum Schluss: der Auftritt des Philharmonischen Chores der Stadt Bonn. Die weinselige Laune des frisch und launig gesungenen Willy-Ostermann-Potpourris brachte den Saal zum Schunkeln. Und Thomas Neuhoff musste nicht einmal dirigieren, durfte nach Herzenslust mitsingen und heimste sogar einen Orden dafür ein. Marlies Stockhorst, Vizepräsidentin des Festausschusses Bonner Karneval, beschied schließlich dem Dirigenten Jan Stulen: "Jung, mach weiter so."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort