Erfolgreiche Premiere im Contra-Kreis Ein toller Theaterspaß

Rockig, witzig und gnadenlos schmerzfrei: Stephan Ohms Bonn-Revue „fott es fott“ im Contra-Kreis begeistert das Publikum.

 Inspiriert: Maja Sikora (links), Ina Harder und Leon van Leeuwenberg.

Inspiriert: Maja Sikora (links), Ina Harder und Leon van Leeuwenberg.

Foto: Contra-Kreis

Wat fott es, es fott“ lautet Artikel 4 des Rheinischen Grundgesetzes. Folglich trauert man der Vergangenheit nicht nach, sondern genießt die Gegenwart. „Bonn bleibt Bonn“ ist das Motto der heiteren Bonn-Revue von Stephan Ohm, die im ausverkauften Contra-Kreis-Theater ihre umjubelte Uraufführung erlebte. Das 1950 gegründete und seit 1966 in seinen heutigen Räumen residierende älteste Bonner Privattheater gehört nämlich zu Bonn wie die Universität und der Karneval. Keine Sorge also: „fott es fott“ hat mit „Bonnopoly“-Schlammschlachten nichts zu tun und streift Skandale nur flüchtig.

Der Bonner Komponist und Autor Ohm (Regie und musikalische Leitung) hat alles hübsch verpackt in eine TV-Quiz-Show. Geleitet von dem holländischen Moderator Piet van Groningen, perfekt gespielt von Leon van Leeuwenberg. Der Musicalstar ist seit „What a Feeling!“ Stammgast bei den musikalischen Produktionen im Contra-Kreis. Weil die Deutschen niederländische Moderatoren (unparteiisch und vor allem weder aus Westfalen noch Berlin) lieben, gibt es also „Pünkte“ für richtige Antworten oder sonstige Zugaben.

Manche Fragen sind durchaus knifflig wie die nach den Schimpfwörtern, die Herbert Wehner für welche Politiker benutzte. Oder welcher Gipfel nicht zum Siebengebirge gehört. Heimat- und Geschichtskundige dürfen mitraten, wobei bei der Premiere ein „Fritz“ aus dem Publikum recht bald wieder auf seinen Zuschauerplatz zurückkehren konnte.

Ina Harder gibt Contra-Kreis-Debüt

Im pfiffigen Bühnenbild von Tom Grasshof wechselt der Blick vom Fernsehstudio regelmäßig hinter die Kulissen, wo sich die kleinen privaten Dramen abspielen, die das Showgeschäft erst prickelnd machen. Ein echtes Ereignis ist dabei die bodenständige Beueler Kneipenwirtin Erika Küppers. Ina Harder, als ehemalige Wäscherprinzessin, Bonna und derzeitige Obermöhn reichlich bühnenerfahren, gibt in der Rolle ihr Contra-Kreis-Debüt. Mit einem solchen Karnevals-Profi ist bönnsche Herzenslust fast schon garantiert. Wer mit weiblicher List erfolgreich Rathäuser stürmt, muss sich vor keinen weltbedeutenden Brettern fürchten. Zumal ihr ein höchst animiertes Ensemble zur Seite steht. Allen voran Gunhilde von Papen, distinguierte Reiterhofbesitzerin bei Hannover und mit dem rheinischen Idiom anfangs auf Kriegsfuß. Das ändert sich schlagartig, wenn in dieser Rolle der fabelhafte Musical-Profi Barbara Köhler die Brings-Hymne „Superjeilezick“ anstimmt und das Publikum in Mitsinglaune bringt.

Raphael Grosch als Influencer Sven Svensson (viele Tausend Follower) muss man trotz Selfi-Manie einfach liken. Zumal die Show eine Superchallenge ist nach all dem Abchillen beim voll krassen Jurastudium. Immerhin kann er damit Piets reizender Assistentin Trixi ganz easy helfen. Maja Sikora verkörpert mit Modelfigur im silbernen Fummel (Kostüme: Anja Saafan), mit eingefrorenem Blondinenlächeln und überzeugender stimmlicher Präsenz nämlich auch noch eine osteuropäische Irrläuferin ohne gültigen Pass.

Der Bonner Rotlichtbezirk kommt ebenso vor wie Out-, In- und Upcoming, Römer, Kaiser, Fürsten, Pleitegeier und Revoluzzer. Beethoven sowieso.

Ob wir in der UN-Stadt die Eingeborenen oder Einwohner von Trizonesien sind, ist beim internationalen Schunkeln völlig egal. Eine Diskussion über die Quallweibchen-Quote bei Inas delikaten Quallmännchen in der „Rheinbrücke“ wäre noch zu bedenken. „Bonn to be wild“ heißt jedoch nach gut zweieinhalb höchst vergnüglichen Stunden (inklusive Pause) die Zukunftsdevise. Rockig, witzig und gnadenlos schmerzfrei.

„Jeck im Sunnesching“ war gestern, und Frau Harder ist ab dem magischen Datum 11. 11. wieder voll im jecken Einsatz. Zur Überbrückung der Herbstzeit gibt es (zur Not auch für unsere Kölner Freunde und alle anderen Rheinländer inklusive Sieganrainer) nun in Bonn einen tollen Theaterspaß.

Vorstellungen bis zum 4. November täglich außer montags um 20 Uhr. Tickets in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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