Johanna Siegberg im Kurfürstlichen Gärtnerhaus Ein weites Repertoire an Naturauslotungen

Ein weites Repertoire an Naturauslotungen im Spiegel von gepflegter Druckgrafik und experimenteller Fantasien: Diesen Radius beschert das grafische Abenteuer des von Johanna Siegberg- Kienast inszenierten Projektes "Licht-Schattenspiele im Wandel der Jahreszeiten".

Die rund fünfzig Exponate der in Mondorf geborenen Künstlerin sind in der Bonner Druckpressewerkstatt der Grafikexpertin anstanden. Seinen besonderen Touch erhält das sehenswerte Ensemble durch ein Feuerwerk experimenteller Finessen, einen souverän waltenden Kompositionsinstinkt und eine vielfach zu beobachtende Nähe zur Malerei (Aquarell), Zeichnung (Rötel, Ölkreide) und fernöstlicher Kalligraphie.

Selbst wenn die Künstlerin nur mit einer oder mit zwei Druckplatten arbeitet, entstehen differenzierte Druckgrafikkreuzungen von erstaunlicher Raumtiefe und poetischer Dichte, so etwa in nah herangeholten Naturausschnitten und rheinischen Landschaftsimpressionen. Erfinderisch integriert ins ohnehin subtile Druckverfahren (Zutaten wie Zucker, Schmirgelpapier, Polyphonium), werden Naturzitate (Fuchsien, Blätter, Fichtennadeln, Federn, Hafer), Kupferstreifen oder Wellpappefetzen.

Die Thriller des Glanzauftritts verkörpern jedoch unkonventionelle Taktiken, wie etwa zum Druckstock umfunktionierte Milch- und Fruchtsafttüten, erfledderte Tiefkühlboxen. Teilweise mit Gabeln erfolgende, auch doppelseitige Ritzungen und deren Überlagerungen münden in reizvolle Abstraktionen. Eine experimentelle Spielwiese bilden identische Naturmotive, deren divergierende Wahrnehmung allein auf gezielten Farbvariationen beruht.

Kurfürstliches Gärtnerhaus, Beethovenplatz, bis 7. März. Di-Fr 14 bis 18 Uhr.

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