Programm des Festivals Ein Wochenende mit Diabelli

Bonn · "Ohne Veränderungen käme es in der Musik zum Stillstand. Ohne das Bleibende herrschte dort das Chaos. Und ihre Kunst liegt genau dazwischen." So beschrieb der Bonner Musikwissenschaftler Professor Wolfram Steinbeck am Freitagabend bei der Auftaktpressekonferenz im Gobelinsaal des Alten Rathauses das Motto des Beethovenfestes 2015: des ersten, das Intendantin Nike Wagner komplett allein konzipiert hat und in dessen Mittelpunkt die 1823 fertiggestellten "Diabelli-Variationen" op.120 stehen.

Nike Wagner (4. von links) und Jürgen Nimptsch (3. von links) auf dem Podium im Alten Rathaus.

Nike Wagner (4. von links) und Jürgen Nimptsch (3. von links) auf dem Podium im Alten Rathaus.

Foto: Barbara Frommann

Eine sechsteilige Reihe widmet sich Ludwig van Beethovens letztem großen Klavierwerk, das - laut Steinbeck - "mehr als alle anderen danach verlangt, erklärt zu werden" und seinerzeit die Musikkritik, wie wir sie heute kennen, begründet habe. An einem langen Wochenende vom 10. bis 14. September geht es um Interpretations- und Rezeptionsgeschichte dieses für die Musikgeschichte richtungsweisenden Spätwerkes. Ausführende sind unter anderem auch Klavierstudenten des Salzburger Mozarteums sowie András Schiff, auf dessen Programm auch Bachs berühmte Goldberg-Variationen stehen.

Stärkerer Fokus auf die Werke Beethovens

Zugleich rückt die Auseinandersetzung mit dem "Zeitgenossen Beethoven" unter Wagners Ägide mehr denn je in den Vordergrund; um dort auch Akzente für die Zukunft zu setzen. Vor allem mit Blick auf das Beethovenfest 2020, wie der scheidende Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch betonte. "Der Plan ist, Beethoven noch mehr nach vorn zu bringen. Und da ist nach oben noch etwas Platz." "Ihr gebt uns dafür den fahrbaren Untersatz", entgegnete Wagner und erläuterte im Anschluss, welche Veränderungen die Besucher bis 4. Oktober erwarten. Beginnend bei dem neuen Design der Programmhefte und Magazine, die weithin sichtbar zeigen, dass die Intendantin sich einiges vorgenommen hat. Auch und vor allem inhaltlich: "Wenn unsere Kultur Beethoven will, muss sie sich mit seinem Geist auseinandersetzen." Heißt konkret, den Fokus künftig stärker auf die Werke Beethovens als auf deren Interpretation durch internationale Stars zu richten: "Auch wenn wir diese Stars haben, um mit Daniel Barenboim und Zubin Mehta an dieser Stelle nur zwei Namen zu nennen."

Der "Historischen Aufführungspraxis" verpflichten sich Anima Eterna Brugge unter Leitung von Jos van Immerseel. Sie spielen Beethoven so, wie seine Zeitgenossen ihn gehört haben.

54 Veranstaltungen an 22 Spielorten

"Veränderungen" bedeuten für Wagner aber auch, das Beethovenfest mehr als zuvor für Oper und Theater zu öffnen. Allein drei zeitgenössische Tanzproduktionen - zum Beispiel die GöteborgOperans Danskompani - stehen für diese Neuorientierung. Der mit Beethoven eng verknüpfte Begriff Avantgarde lässt sich wie in den Tanzproduktionen auch auf das Campus-Projekt der Deutschen Welle mit der aus der Inneren Mongolei stammenden, chinesischen Komponistin Zulan anwenden, die gemeinsam mit dem Bundesjugendorchester ein Auftragswerk einstudiert hat, das am 25. September in Bonn uraufgeführt wird.

54 Veranstaltungen an 22 Spielorten umfasst das Hauptprogramm. Die Auslastung liegt nach Angaben von Helmut Pojunke, dem kaufmännischen Direktor des Beethovenfestes, bei derzeit 77 Prozent und übertrifft damit das Vorjahresergebnis. 26 Veranstaltungen sind bereits komplett oder so gut wie ausverkauft. Über eine Online-Warteliste haben Interessenten noch die Chance auf Karten. Für Schüler und Studenten gibt es das Programm "Für 8 um 8", Insgesamt rechnet Pojunke mit einer Auslastung bei 85 Prozent.

Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen. Mehr Informationen zum Programm auf www.beethovenfest.de.

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