Eine berührende Ballade romantisch vertont

Beim Konzert der Humperdinck-Gesellschaft in der Siegburger Abteikirche erklingt die selten gespielte Komposition "Wallfahrt nach Kevlaar" - Künstler präsentieren musikalische Raritäten

  Konzert in der Kirche:  Das Streichquartett der Rhein-Sieg-Kammersolisten spielt in der Abteikirche auf dem Siegburger Michaelsberg.

Konzert in der Kirche: Das Streichquartett der Rhein-Sieg-Kammersolisten spielt in der Abteikirche auf dem Siegburger Michaelsberg.

Foto: Arndt

Siegbrug. Es gibt Raritäten, die eigentlich keine sind: Wer in der Siegburger Musikschule die Treppe hinauf zur Aula steigt, bekommt seit Jahrzehnten den Einblick in die Partitur von Engelbert Humperdincks Ballade "Die Wallfahrt nach Kevlaar".

Gleichwohl dürften die wenigsten der Schüler oder Konzertbesucher das selten gespielte Stück des berühmten Komponisten jemals gehört haben. Gelegenheit dazu gab es beim Raritäten-Konzerts der Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft in der Abteikirche auf dem Michaelsberg.

Die Ballade für zwei Solisten und gemischten Chor führten Susanne König (Mezzosopran), Markus Mathar (Tenor), die Chorgemeinschaft der Musikschule Sankt Augustin unter der Leitung von Stefan Wurm und Christian Ubber (Klavier) auf.

"Nach Kevlaar ging mancher auf Krücken, Der jetzo tanzt auf dem Seil, Gar mancher spielt jetzt die Bratsche, Dem dort kein Finger war heil." Trotz dieser hoffnungsvollen Aussage, die Heinrich Heine ins Zentrum der zweiten Strophe seiner Gedichtvorlage für Humperdinck setzt, stirbt der kranke Marien-Wallfahrer am Ende.

Die schauerlich-brührende Ballade erhielt durch Humperdinck eine hoch romantische, eindrucksvolle Vertonung. Deren Aufführung stellte für Wurm zugleich einen Höhepunkt seines 25-jährigen Chorleiterjubiläums dar.

Vielleicht deshalb hatte der Chordirektor dem seltenen Humperdinck-Werk das bekannte Händel-Arioso "Dank sei dir, Herr" vorangestellt, das sein fast 50 Sängerinnen und Sänger starker Chor mit Claudia Daunbach (Alt) packend intonierte.

Gleichermaßen packend wie ungewöhnlich gestalteten sich die vorangegangenen kammermusikalischen Programmpunkte des Raritätenkonzerts. Einzigartig etwa das "Quatour spiritual" op. 26 aus der Feder des Balladenkomponisten Carl Loewe.

Die vier Quartettsätze des innigen Streichquartetts mit seinen zugeordneten Psalmen-Paraphrasen lassen das Werk zu einem "geistlichen Quartett" werden. Mit seinem innigen Spiel erfüllte das Streichquartett der Rhein-Sieg-Kammersolisten mit Klementina Pleterski, Mona Kern-Schürmann (Violinen), Regina Krull (Viola) und Ursula Keusen-Nickel (Violoncello) den Kirchenraum.

Eröffnet hatten die vier Solistinnen das Raritätenkonzert mit der (gegenüber der Klavierfassung) seltener gespielten Quartettfassung von Mozarts "Adagio und Fuge" (KV 546).

Der Raritäten nicht genug: In die Rubrik "wertvoll" ordnet Musikwissenschaftler Christian Ubber die frühklassische Sonate für Flöte (Jost Nickel), Klavier (Ubber) und Violoncello (Ursula Keusen-Nickel) von Franz Xaver Richter ein, die erst im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde und deren Aufführung allein deshalb Seltenheitswert genießt.

Erstmalig, aber sicherlich nicht das letzte Mal wird man die Siegburger Musiker bei gemeinsamen Auftritten mit der Sopranistin Dorota Pinczuk erleben. Die Leiterin der Musikschule in der polnischen Partnerstadt Boleslawiec (Bunzlau) sang Vivaldis Kantate "Die getäuschte Liebe" begleitet von Flöte (Nickel) und Basso continuo (Keusen-Nickel und Ubber).

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