Eine Idee, ein Projekt und vier Varianten

Vom Abriss der Beethovenhalle über Neuerrichtung an verschiedenen Stellen bis: Alles bleibt, wie es ist.

Variante 1: Die Beethovenhalle wird abgerissen

...und an ihrer Stelle das Festspielhaus nach den Plänen von Zaha Hadid (Diamant) oder Hermann &Valentiny (Welle) errichtet. Die Baukosten übernehmen drei Investoren: die Dax-Unternehmen Telekom, Post und Postbank. Für den Betrieb soll eine Stiftung gegründet werden mit einem Stiftungskapital in Höhe von derzeit 47 Millionen Euro. Der Bund will 39 Millionen Euro einzahlen, fünf Millionen sollen von der Sparkasse Köln/Bonn kommen, drei Millionen Euro hat der Rhein-Sieg-Kreis zugesagt.

Die Stadt Bonn beteiligt sich zudem mit einem jährlichen Betriebskostenzuschuss von derzeit im Businessplan errechneten 4,6 Millionen Euro (inklusive 1,6 Millionen für das Beethovenfest). Die Telekom geht von einer Bausumme von 75 Millionen Euro aus. Sollte es teurer werden, müsste sich laut Telekom die Stiftung nach weiteren Finanzierungsquellen umsehen. Die Post will alles daran setzen, den Kostenrahmen einzuhalten. Sollte es dennoch zu einer Baukostensteigerung kommen, vertritt sie die Auffassung, dass dafür der Bauherr bzw. die Investoren aufkommen müssen.

Bei einer Baukostensteigerung würde sich laut Bonns Stadtdirektor Volker Kregel aber auch der Zuschussbetrag der Stadt für Betrieb und Unterhaltung entsprechend erhöhen. Außerdem muss die Stadt sich an den Kosten für die Außengestaltung beteiligen. Sie werden zurzeit mit acht Millionen Euro beziffert. Möglicherweise kann die Stadt dafür Landeszuschüsse beantragen (maximal 50 Prozent).

Ungeklärt sind bislang zahlreiche weitere Posten, die Kregel mit insgesamt 45 Millionen Euro beziffert hat: darunter die Frage, wer den Abriss der Beethovenhalle bezahlt, wer für das komplette Inventar aufkommt und wer die Kosten für eine Übergangsspielstätte trägt.

Im Grundsatzbeschluss des Rates zum Festspielhaus vom 13. Juni 2007 war noch von anderen Summen die Rede gewesen: Damals ging man von einer mittleren Bausumme von 70 Millionen Euro aus. Die Betriebskosten waren mit rund 4,9 Millionen Euro (ohne Beethovenfest) veranschlagt worden.

Variante 2: Das Festspielhaus wird auf einem anderen Grundstück...

...am Rhein errichtet. Dabei kommt laut Stadt - mit Einschränkung - ein Gelände in der Rheinaue in Frage. Da diese der Stadt gehört, hat sie zwar Erschließungs-, aber keine Grundstückserwerbskosten zu tragen. Die Baukosten - 75 Millionen Euro - liegen wie bei Variante 1 bei den Sponsoren.

Die Stadt beteiligt sich an der Herrichtung des Außengeländes, wobei die Kosten dafür offen sind. Darüber hinaus übernimmt sie einen „angemessenen Anteil am laufenden Betrieb des Festspielhauses“ (OB Jürgen Nimptsch in einem Brief an die Daxe).

Dieser Anteil wird im Großen und Ganzen dem Anteil von Variante 1 entsprechen, also mindestens drei Millionen Euro (Kosten für Betrieb und Unterhalt) plus 1,6 Millionen Euro als Zuschuss für das Beethovenfest. Knackpunkt der Variante 2: Zwar spart die Stadt mögliche Abrisskosten der Beethovenhalle (Variante 1), muss aber über kurz oder lang diese - genauso wie die Oper - (grund-)sanieren und für die Zeit ihres Bestands Kosten für Betrieb und Unterhalt zahlen.

Dabei können die Kosten für die Sanierung derzeit nicht exakt beziffert werden. Sie hängen auch davon ab, ob der Große Saal im Sinne einer besseren Akustik umgebaut wird. Die Stadt hat dafür einmal einen groben Kostenrahmen von 20 Millionen Euro plus X genannt, die bislang aber nicht durch konkrete Berechnungen gedeckt sind. Von daher gibt es auch keine seriösen Angaben zu den jährlichen Kosten für Betrieb und Unterhalt, die zurzeit bei 1,2 Millionen Euro liegen.

Immerhin entfallen bei Variante 2 beispielsweise die Kosten für eine wie auch immer geartete Übergangslösung, da bis zur Fertigstellung des Festspielhauses der Betrieb in der Beethovenhalle weitergehen könnte.

Variante 3: Das Festspielhaus wird auf dem Grundstück...

...der jetzigen Oper errichtet. Bei dieser Variante ist eine neue und laut OB Jürgen Nimptsch zeitaufwändige und kostenintensive Planung erforderlich, die wahrscheinlich die Stadt bezahlen müsste. In diesem Festspielhaus können im Sinne eines Mehrspartenhauses auch Opern aufgeführt werden.

Der OB geht davon aus, dass Bund und Land bei dieser Variante die entscheidende Frage nach der „nationalen Bedeutung“ stellen. Denn Zuschüsse von Bund und Land gibt es eben nur für diesen Fall. Der für die Realisierung zuständige Bauherr Deutsche Post AG lehnt diese Variante aus genau diesem Grund ab: Ein Mehrspartenhaus auf dem Platz der heutigen Oper, wie es beispielsweise die städtischen Mitarbeiter des Theaters Bonn favorisieren, „wäre eine städtische Aufgabe, die dementsprechend auch von der Stadt zu finanzieren wäre“.

Will sagen: Die Stadt muss - wenn sie nicht doch irgendwelche Fördertöpfe anzapfen kann - alles selbst zahlen: angefangen vom Abriss der Oper bis zum Neubau eines Mehrspartenhauses. Immerhin würde sie bei dieser Variante die mit 20 Millionen Euro kalkulierten Sanierungskosten für die jetzige Oper sparen.

Andererseits gilt wie bei Variante 2, dass die Beethovenhalle auf absehbare Zeit, in welcher Form auch immer, saniert und weiterhin unterhalten werden muss. Zudem stellt sich die Frage, wie die Beethovenhalle genutzt wird, wenn es ein Mehrspartenhaus inklusive Festspiele gibt.

Variante 4: Alles bleibt, wie es ist...

...die Angebote der Sponsoren sowie der öffentlichen Hand werden nicht angenommen. Die Stadt muss die Beethovenhalle und die Oper sanieren, „sobald entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung stehen“, so Nimptsch in seinem Brief an die Dax-Unternehmen.

Das heißt: Wann und in welchem Umfang die Beethovenhalle saniert wird, darüber müssen Stadtverwaltung und Stadtrat beraten. Angesichts der desolaten Haushaltslage der Stadt wäre für die nächsten Jahre eine Minimallösung denkbar, bei der die Halle weiterhin nur notdürftig instand gehalten würde. Zurzeit gibt die Stadt dafür pro Jahr 100 000 Euro aus.

Die wesentlich aufwändigere Grundsanierung, die auch eine akustische Verbesserung des Großen Saals vorsieht, würde nach groben Schätzungen der Stadt mindestens 20 Millionen Euro kosten.

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