Eine Überdosis Romantik
David Knopfler spielt in der Harmonie mit angerauter Stimme vorwiegend Balladen. Über die Dauer von eineinhalb Stunden wendet sich aber die gebotene Überdosis Romantik in gepflegte Langeweile.
Bonn. Plötzlich erinnert sich David Knopfler: "Ich glaube, ich bin noch nie in Bonn aufgetreten, dabei ist es eine so schöne Stadt. Und wie die Zeit vergeht, vor 20 Jahren war Bonn noch Hauptstadt."
Seine Erinnerung trügt ihn nicht, in seiner 30-jährigen Solo-Karriere kam er nicht ein einziges Mal in die "so schöne Stadt". Die Harmonie ist entsprechend voll besetzt. Viele sind aus einem vagen Interesse gekommen, um zu sehen, was der "kleine" Bruder von Mark Knopfler heute macht.
Während der "große" Bruder gerade mit der Über-Legende Bob Dylan durch Deutschland tourt, stellt David sein neues, zunächst nur bei Konzerten zu erhaltende Album "David Knopfler - Acoustic" vor. Zusammen mit dem hervorragenden Gitarristen Harry Bogdanovs spielt er neue und alte Stücke seiner Solokarriere.
Zusammen mit Bruder Mark hatte er 1977 "Dire Straits" gegründet, um sie 1980 wieder zu verlassen. Da er selbst ein unermüdlicher Songwriter ist, kratzt Marks Weigerung, seine Stücke bei Dire Straits zu veröffentlichen, erheblich am künstlerischen Ego. Aus einem Duo werden zwei Solos mit unterschiedlichem kommerziellen Erfolg.
Während David Achtungserfolge verbucht, macht sein Bruder Weltkarriere - obwohl sie sich in sehr ähnlichen musikalischen Welten bewegen. Ein Beispiel ist Davids wunderbares Stück "Tears Fall", das "Romeo And Juliette" von Dire Straits nicht unähnlich ist.
Erst die einzigartige Gitarrenarbeit von Mark Knopfler würde daraus ein typisches Dire Straits-Stück machen. David Knopfler spielt an diesem Abend vorwiegend Balladen. Seine angeraute Stimme und Bogdanovs weiche Soli lassen Paare verträumt sich aneinander schmiegen. Über die Dauer von eineinhalb Stunden wendet sich aber die gebotene Überdosis Romantik in gepflegte Langeweile.
