Eisbär Kalle, die Schöne und der Spießer

Geballte Ladung im Bonner Pantheon: Die Nacht der Komiker und das Orchester Bürger Kreitmeier

  Furioses Duo:  Das Orchester Bürger Kreitmeier.

Furioses Duo: Das Orchester Bürger Kreitmeier.

Foto: Pantheon

Bonn. Schon traurig, wie Gregor Mönter seine Tage in Berlin verbringt. In der U-Bahn "fernsehen" vor den Info-Monitoren, im Baumarkt beim Holz-Zuschnitt Gratiskaffee abstauben, wenn man so tut, als hätte man ein Holzbrett bestellt. Trost spendet ein Tütchen Orangensaft mit Trinkhalm, an dem Mönter nach einer Art Telekolleg-Discotanz-Einlage gierig saugt.

"Die Nacht der Komiker" im Pantheon hat nicht nur Mönter zu bieten, sondern auch Moderator Ole Lehmann, der allerdings eine ermüdende Neigung zu Begriffen aus der untersten Schublade obszönen Vokabulars aufweist: Das F-Wort scheint salonfähig geworden zu sein.

Jens Neutag aus Düsseldorf berichtet von "archaischen Trieben", die beim Mann einsetzen, wenn er nur den Grillanzünder riecht, und vom "Mumien-Schubsen" auf Ü-30-Partys. Publikumsliebling und eindeutig die beste Nummer des Abends ist René Marik mit seinen Stabpuppen. Kermit, der Frosch, der bei Marik jedoch "Falkenhorst" heißt, verursacht reichlich "Applaus, Applaus, Applaus!".

Ein blinder Maulwurf mit weißem Gehstock, leicht debil und mit einem entzückenden Sprachfehler gesegnet, versucht sich als Schauspieler und trifft auf das blonde Gretchen, dann auf eine Barbie-Puppe, die sich nach einem Kuss in einen blondgelockten Kermit im roten Ballkleid verwandelt. Und Eisbär Kalle kommentiert mit Berliner Schnauze von seiner Eisscholle aus den Untergang der Titanic. Klasse.

Das Finale der "Nacht der Komiker" bestreitet das Orchester Bürger Kreitmeier, das einen Abend später einen größeren Einblick in sein mitreißendes Oeuvre bietet.

Conny Kreitmeier, eine sündige Mischung aus Carmen, Esmeralda und Elvira, nimmt in lasziver Domina-Pose auf dem Barhocker im Leopardenfell-Look Platz - den linken Arm in die Hüfte gestützt. Der schwarze, geschlitzte Rock gibt den Blick auf die nylonbenetzten Beine frei. Ihr Partner Norbert Bürger mimt den devoten Buchhalter-Typ mit brillantiniertem Scheitel. Das ungleiche Duo mixt einen furiosen musikalischen Cocktail.

Nachdem Conny eine gefährlich-erotische Version von "Hot Stuff" ins Mikrofon geraunt hat, wird's zackig mit "Im Bett bleib' ich", einer "deutsch-polnischen Pseudo-Polka". Eine weitere Eigenkomposition, "Queen of Tango", gestaltet Frau Kreitmeier mit jauchzenden, wimmernden und stöhnenden Lauten.

Bürger lässt seine E-Gitarre röhren, erzeugt Percussion, indem er den Mund an ein Mikro mit übergestülpter Plastikflasche presst, und bedient noch die Trockeneismaschine. Für den "Katzen-Rap" bearbeitet Conny ein Mini-Keyboard, das Miau-Miau-Laute produziert, und ihre Rap-Einlagen erinnern an Nina Tengler.

Bürger ist nicht nur ein exzellenter Gitarrist, ausgebildet unter anderem am Richard-Strauss-Konservatorium, sondern auch ein bemerkenswerter Komiker. Und Conny, die Diva, die auf einen Heiratsantrag von Tom Jones wartet, veredelt mit ihrer perfekt ausgebildeten Stimme Jazz-, HipHop-, Funk- und Soul-Produktionen europaweit. Das Orchester aus Oberbayern - "Happy Home" heißt die aktuelle CD - ist das Lieblingsprojekt der beiden. Man weiß, warum: Das ist Rock'n'Roll.

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