Emerson String Quartet im Kammermusiksaal

Jeder Ton, jedes Komma waren im Beethovenhaus wohlgesetzt. Selten hört man Weberns hochkonzentrierte Klangessenz so subtil und facettenreich gespielt.

Bonn. Eigentlich ist es eine Zumutung. Das Schlussstück der Fünf Stücke op. 5 von Anton von Webern als Zugabe ist weder besonders gefällig, noch taugt es als heiterer Kehraus.

Wenn das Emerson String Quartet aber genau dieses Meisterwerk der Reduktion nach seinem Konzert im Kammermusiksaal des Beethovenhauses spielt, so ist das alles andere als eine Zumutung, sondern schlichtweg eine Offenbarung. Selten hört man Weberns hochkonzentrierte Klangessenz so subtil und facettenreich gespielt, ein ganzer Kosmos auf wenige Minuten verdichtet.

Mit dem Es-Dur Quartett op. 127 von Ludwig van Beethoven hatte man zuvor ein anderes Extrem gehört. Ein Spätwerk von stattlichem Umfang, befremdend zuweilen, irritierend in seiner gelegentlich chamäleonhaft erscheinenden formalen Anlage. Auch hier verstanden es die vier Herren des Emerson String Quartet meisterhaft, das Verstörende ebenso wie das Monumentale dieses Werkes hörbar zu machen.

Der nicht enden wollende Abgesang des Adagio etwa, den man mit nicht nachlassender Intensität intonierte oder das im Gegensatz dazu knackig-kurze Finale, bei dem jeder Ton und jedes Komma wohlgesetzt waren. Hier wie generell war das deutliche Bestreben der Emersons zu spüren, das diffizile Gefüge der Musik möglichst transparent erscheinen zu lassen, so wie auch in Wolfgang Amadeus Mozarts B-Dur Quartett (KV 589), bei dem vor allem die filigrane thematische Arbeit hörbar wurde.

Das sorgte vor allem im dichten Geflecht des Kopfsatzes für eine luzide Struktur, aber auch das heiter und tänzerisch genommene Menuett zeigten, auf welchem Niveau Eugene Drucker und Philip Setzer (Violine), Lawrence Dutton (Viola) und David Finckel (Violoncello), die auch ein Stück von Rihm spielten, im 35. Jahr ihrer Zusammenarbeit angelangt sind.

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