Vampire Weekend in Köln Engelschöre im Rhythmus Afrikas

Köln · Wer die Vorstellung hat, Vampire Weekend sei vor allem eine New Yorker 3.0-Ausgabe von Paul Simons 86er Album "Graceland", der findet sich bei ihrem Konzert im Kölner E-Werk bestätigt. Für genau drei Stücke und zehn Minuten. Aber die stilistische Bandbreite reicht viel weiter.

Buddy Holly,, Elvis Presley, Sixties-Beat, Afrorhythmen, Kammer-Pop, Kirchenorgeln, Engelschöre - alles wirkt wie von leichter Hand miteinander verbandelt und radiotauglich. Vorbilder klingen an, ohne wie sie zu klingen. Ihr Eklektizismus, von Sänger Ezra Koenig als "überlegte Rekontextualisierung" bezeichnet, ist die Kunst, in der Uneindeutigkeit eindeutig zu sein.

Der Opener "Cousins" - ein kleiner Charterfolg vom sehr erfolgreichen zweiten Album "Contra" - wird vom Publikum begeistert aufgenommen. Wer an diesem Abend die Stücke vom neuen Longplayer "Modern Vampires of the City" heraushören will, hat es nicht schwer. Immer wenn die flirrenden Gitarren beiseite gestellt und durch Orgel, Spinett, Klavier und Akustikgitarre ersetzt werden, werden neue Songs gespielt. Gerade sie finden bei den tausend Zuhörern viel Zuspruch.

"Don't Lie" beginnt mit Kirchenorgel und einem für Vampire Weekend untypischen schleppenden Rhythmus. Sprechgesang und eingespielte Chöre unterstreichen das Neue am dritten Album. Mehr Schwere, noch mehr musikhistorische Bezüge. Bei "Everlasting Arms" hämmert das Schlagzeug, der Rhythmus schafft Spannung, ein Kiekser von Koenig deutet die Fifties an.

Überzeugend wird die frühere Leichtigkeit durch pathosfreie Düsternis und Geheimnis ersetzt. Nur Koenigs hohe Stimme findet selten den Weg, um dem Neuen einen Ausdruck zu geben, der sich fest ins Gehör bohrt. Vampire Weekend sind im Umbruch, den sie weiterhin mit großer Raffinesse betreiben.

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