Eröffnungskonzert der Musiktriennale in Kölner Philharmonie

Einen beispiellosen Eklat löste Igor Strawinskys Ballettmusik "Sacre du printemps" bei ihrer Uraufführung 1913 in Paris aus. Enthusiastische Befürworter und wutentbrannte Gegner im Publikum stritten sich wie die Kesselflicker, zum Teil ging es ziemlich handfest zu.

Köln. Einen beispiellosen Eklat löste Igor Strawinskys Ballettmusik "Sacre du printemps" bei ihrer Uraufführung 1913 in Paris aus. Enthusiastische Befürworter und wutentbrannte Gegner im Publikum stritten sich wie die Kesselflicker, zum Teil ging es ziemlich handfest zu. Das Eröffnungskonzert der Kölner Musiktriennale, das mit Strawinskys skandalträchtigem Stück zu Ende ging, ließ in der Kölner Philharmonie jedenfalls ein begeistertes Publikum zurück.

Was in erster Linie dem Spiel des WDR-Sinfonieorchesters geschuldet war, das unter Leitung von Semyon Bychkov klangliche Raffinesse mit schonungsloser Attacke grandios vereinigte. Die Musiker fanden sich in dem rhythmischen Irrgarten, den Strawinsky erdacht hat, glänzend zurecht. "Heimat - Heimatlos" lautet das Motto der noch bis zum 16. Mai dauernden Triennale.

"Riten der Heimat" war das Eröffnungskonzert überschrieben. Die suchte auch der mexikanische Komponist Silvestre Revueltas. Er begab sich 1939 mit der Suite "La noche de los Mayas" in die Vergangenheit seines Volkes. Die folkloristisch getönte und unbekümmert illustrative Musik war beim WDR-Sinfonieorchester in besten Händen. Effektvoller Höhepunkt: Ein ausladender Percussionsteil, an dem ein Dutzend Schlagzeuger beteiligt waren.

Danach stand die Philharmonie fast Kopf. Drittes Stück an diesem Abend war die Uraufführung eines Stücks des armenischen Komponisten Tigran Mansuryan. Der spielt in seinem Stück "Ubi est abel frater tuus" für Violoncello und Orchester auf ein Trauma an, nämlich den "Brudermord" der Türken an den Armeniern. Die melancholische, langsam fließende Musik, enthält Merkmale armenischer Volkslieder.

Jan Vogler spielte die elegischen, fragenden, manchmal verzweifelt sich aufschwingenden Violoncello-Linien wunderbar weich und sprechend. Mit mehr als 100 Konzerten an diversen Spielstätten in Köln versteht sich die Musiktriennale als Festival für die ganze Stadt. Ein Schwerpunkt liegt auf der zeitgenössischen Musik, doch werden auch alle andere Genres und Sparten bedient.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort