Euro Theater zeigt witzige Dialogkomödie "Reden mit Mama"

Pointiertes und flott inszeniertes Stück des Kölner Regisseurs Stefan Krause nach Vorlage des spanischen Autors Jordi Galcerans

  Mamas Herz schlägt ganz weit links:  Gabriele Schulze und Hanno Dinger im Euro Theater.

Mamas Herz schlägt ganz weit links: Gabriele Schulze und Hanno Dinger im Euro Theater.

Foto: Euro Theater

Bonn. Nach der Pause ist Mama tot, aber mindestens ebenso lebendig wie zuvor. Die alte Dame ist nämlich stets für Überraschungen gut. Mit ihrem hellwachen Verstand durchschaut sie schnell, dass irgendwas nicht stimmt mit Sohn Pablo, der plötzlich mit ihr reden will.

"Reden mit Mama" ist eine ungemein witzige Dialogkomödie des spanischen Autors Jordi Galceran, der mit seinem brandaktuellen Wirtschaftskrimi "Die Grönholm-Methode" die deutschen Bühnen eroberte.

Nicht nur um den aktuellen demografischen Wandel, sondern auch um das neue Selbstbewusstsein der aktiven Senioren, das die Nachfolgegeneration gelegentlich ziemlich alt aussehen lässt, geht es in "Reden mit Mama". Der Kölner Regisseur Stefan Krause hat das Stück jetzt im Euro Theater Central sehr pointiert und flott inszeniert.

Zwei Rücken an Rücken aufgestellte Gartenbänke reichen als Schauplatz für den verbalen Schlagabtausch. Krause vertraut dabei zu Recht ganz auf die beiden Darsteller (beide arbeiten zum ersten Mal am Euro Theater), deren spielerische Präsenz die Gespräche zu einem hochkarätigen Vergnügen macht.

Hanno Dinger ist der leicht zerzauste Sohn, der sich um Mama seit längerem nicht sonderlich gekümmert hat und auch jetzt nur gekommen ist, um ihr den Verkauf ihrer Wohnung anzukündigen.

Es hat ihn kalt erwischt in seinem perfekt sortierten Leben mit Villa, Gattin und zwei hoffnungsvollen Sprösslingen. Der gut dotierte Job ist plötzlich weg, das große Auto nicht mehr zu halten und die anspruchsvolle Frau möglicherweise auch nicht.

Und was hat Mama außer ihren ständigen Invektiven gegen die Schwiegermutter zu bieten? Sie fragt doch glatt und reichlich hinterhältig, wie's denn so im Ehebett liefe. Gabriele Schulze spielt hinreißend die energische spanische Mutter, für die noch so erfolgreiche erwachsene Söhne immer die Kindsköpfe bleiben, die vom Leben nie wirklich was kapieren.

Mama mag mit den Jahren ein wenig schrullig geworden sein, ist mit dem Leben aber gut klargekommen. Wenn sie - im lässigen Trenchcoat, mit bequemer Hose und stabilem Schuhwerk äußerlich nicht gerade der Inbegriff des braven alten Hausmütterchens - hinter ihrer Brille listig blinzelt, droht stets ein Geistesblitz aus ihrer soliden Küchenpsychologie.

Weil sie das Herz auf dem rechten Fleck hat, kochte sie für den ans Kapital verlorenen Sohn immer noch eine Portion ihres herzhaften Kichererbseneintopfs mit. Weil auch der obdachlose Gregorio eine Schwäche für Hülsenfrüchte hatte, schlägt Mamas Herz jetzt sehr weit links.

Gregorio (keine Bühnenfigur, sondern im Dialog herrlich herbeigespielt) stammt aus Argentinien, ist Anarcho-Pensionist, 59 Jahre alt und hat Grundsätze: "Genug zu essen und besserer Sex für alle!" Und weil er zur Verwirklichung dieser schlichten Ziele jetzt bei Mama wohnt, kann Pablo die Wohnung nicht verkaufen.

Wolke neun hin und her, Mamas neuer Lover ist, wenn er nicht gerade Domino spielt, protestiert oder Rohre repariert, der perfekte Wohnungsauflösungs-Verhinderungsgrund. Inklusive rechtzeitiger Eheschließung.

Nachdem Mama das Zeitliche segnete, hat sie sich für ihre Beerdigung noch mal richtig fein gemacht: Elegantes Schwarzes, schicke rote Schuhe, dezentes Make-up. Pablo hat sich beim Sarg nicht lumpen lassen und auch den Mercedes zum Friedhof spendiert. Mama genießt ihren letzten großen Auftritt sichtlich.

Schließlich ist alles bestens geregelt: Pablo wird nach dem Verkauf seines Geländewagens bei Gregorio einziehen und das Kichererbseneintopf-Rezept seiner Mutter in Ehren halten. Der Premierenapplaus für die bezaubernde Hommage an die Revolution der jungen Alten und speziell die aufgeweckten Mütter der Hausbesetzergeneration wollte kaum enden.

Die nächsten Vorstellungen: Montag sowie am 20./21./22. Februar jeweils um 20 Uhr. Kartenbestellungen unter Tel. (02 28) 65 29 51.

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