Kunstmuseum Bonn Expressionisten-Reihe wird mit Arbeiten des Malers Franz M. Jansen fortgesetzt

Bonn · Die Bäume wirken aggressiv, der Wald dräut dunkel, die Landschaft erscheint merkwürdig hochgeklappt, der Weg gabelt sich, und der Betrachter wird im Unklaren gelassen, wo die Reise hinführt. 1913/14 malte Franz M. Jansen dieses Werk, das zu den rätselhaften Bildern seines Oeuvres zählt. Das 2007 erworbene Gemälde hängt in einem Ensemble, das viele Facetten des 1895 in Köln geborenen Malers zeigt.

 Unkonventionelle Farben: 1912 zeichnete Franz M. Jansen Elisabeth, die Schwester seiner späteren Frau Fifi Kreutzer. Im selben Jahr nahm Jansen an der Kölner Sonderbund-Ausstellung teil.

Unkonventionelle Farben: 1912 zeichnete Franz M. Jansen Elisabeth, die Schwester seiner späteren Frau Fifi Kreutzer. Im selben Jahr nahm Jansen an der Kölner Sonderbund-Ausstellung teil.

Foto: Museum

Das Kunstmuseum geht wieder einmal auf Entdeckungsreise und sichtet seine Bestände rheinischer Expressionisten. In seiner gelungenen Expressionisten-Reihe, die bereits Hans Thuar, Paul Adolf Seehaus und Heinrich Campendonk präsentierte, öffnet das Kunstmuseum nun das Kapitel Franz M. Jansen. Das "M" kommt von Mathilde, so hieß Jansens Freundin und spätere Frau, die in Kunstkreisen als Fifi Kreutzer ein Begriff ist und zu den rheinischen Expressionisten gerechnet wird.

Der Jansen-Parcours startet mit einer farbig unterlegten, großzügig gestalteten Biografie Jansens an der Wand - Ähnliches wünschte man sich auch im Macke-Saal. Der künstlerische Autodidakt - Jansen hat Architektur studiert - erscheint in den ersten Bildern der kleinen Ausstellung als Suchender, als einer, der die Stile und Moden seiner Zeit aufsaugt.

Gleich der "Märchenwald" von 1909 lässt in Komposition, Farbigkeit und in den Motiven eine Auseinandersetzung mit dem Jugendstil, insbesondere mit Meistern wie Gustav Klimt erkennen. Bilder genug wird er von ihm gesehen haben, als er in Wien bei dem großartigen Architekten Otto Wagner studierte.

Neben den Jugendstilmeistern muss ihn auch van Gogh beschäftigt haben: Der "Gemüsegarten" von 1911 glüht mit seinen grell flackernden Farben und wild züngelnden Pinselstrichen à la van Gogh. Man fühlt sich auch an die Fauves erinnert, die ja ebenfalls August Macke begeisterten. Mit dem hatte Jansen spätestens bei dessen Ausstellung rheinischer Expressionisten 1913 in Bonn intensiver zu tun. Diese wegweisende Schau soll im kommenden Jahr im Kunstmuseum rekonstruiert werden .

1912 malt Jansen seine spätere Frau Fifi Kreutzer - ein geradezu akademischer Porträtstil trifft dabei auf eine Farbigkeit, die französische Einflüsse verrät. In den 20er Jahren wandelt sich der Stil: Jansens Mappenwerke "Industrie", "Zeitgenossen" und "Die Großstadt" ventilieren in kräftiger expressionistischer Diktion und in Anlehnung an Grosz und Dix soziale Verwerfungen. Jansen engagierte sich auch kulturpolitisch: Er war Mitbegründer der Gereonclubs und der Kölner Sezession, gehörte zu den Kräften, die die Rheinische Künstlervereinigung in Köln ins Leben riefen.

Wie viele seiner Kollegen, wandte sich Jansen im Laufe der 20er Jahre dem Stil der Neuen Sachlichkeit zu: Ein übersteigerter Realismus und eine pessimistische Grundnote prägen Blätter wie "Die Frauen", die den Tod in ihrer Mitte nicht wahrnehmen wollen, und "Ärzte", die sich feixend über einen ausgemergelten Patienten lustig machen. Auch das seelenlose, emotional unbehauste Leben in der Stadt hat Jansen in einem seiner besten Bilder zum Thema gemacht. Distanziert und völlig unromantisch zeichnet Jansen 1926 den Rhein bei Bacharach.

Über die weiteren Jahre erfährt man weniger. Jansen war zwar mit Druckgrafiken in der diffamierenden NS-Schau "Entartete Kunst", er schuf aber auch 1934 für die Kölner Universität das offizielle monumentale Wandgemälde "Deutscher Mensch in deutscher Landschaft" und war in regimetreuen Ausstellungen wie "Kraft durch Freude" vertreten.

Kunstmuseum Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 2, Di-So 11-18, Mi 11-21 Uhr

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