GA Weihnachtslicht: Benefizkonzert im Beethoven-Haus Fabian Müller spielt Bachs Wohltemperiertes Klavier

Bonn · Mit einer Auswahl aus den Präludien und Fugen aus dem ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers begeistert Fabian Müller sein Publikum im ausverkauften Kammermusiksaal.

 Fabian Müller

Fabian Müller

Foto: Meike Böschemeyer

Im Beethoven-Haus wird man es mit Freude vernommen haben, dass der Bonner Pianist Fabian Müller sein Benefizkonzert, das er am Samstagabend für die Aktion Weihnachtslicht des Bonner General-Anzeigers spielte, ausschließlich dem ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach bestritt. In der aktuellen Saison nämlich feiern sie hier den 300. Geburtstag des aus 24 Präludien und 24 Fugen bestehenden Zyklus – und da passt der Auftritt Müllers natürlich perfekt ins Bild. Aber auch der Benefiz-Gedanke – und damit der eigentliche Zweck von Müllers des Auftritts – findet in Bachs Musik seinen Ausdruck. Das empfindet auch der Pianist selbst so, wie er in seiner kleinen Ansprache ans Publikum ausführte. Es gehe in Bachs Musik nicht darum, sich selbst in den Vordergrund zu spielen, es handele sich vielmehr um eine „sehr ehrliche und sehr persönliche Musik“. Wenn man sie höre, würde man zu einer Gemeinschaft.

Freiheit in der Gestaltung

Das Gefühl schien sich beim Publikum tatsächlich einzustellen, während Müller seine „Lieblings-Präludien und -Fugen“ aus dem 1722 fertiggestellten 48 Einzelnummern des Zyklus vortrug. Dazu zählt auch das allererste und wohl berühmteste Präludium der Sammlung in C-Dur. Das kleine Stück ist ein gutes Beispiel dafür, welchen Spielraum die Bach’schen Noten dem Interpreten geben. Zumal dann, wenn er sie nicht auf einem historischen Cembalo, sondern auf einem modernen Konzertflügel spielt. In Sachen Tempo, Artikulation oder Pedalgebrauch hat er da ziemlich freie Hand. Müller spielte das Stück eher rasch, aber nicht mechanisch, sondern verlieh der pausenlosen Sechzehntelbewegung mit fein dosiertem Pedal und schönem Legatospiel Herz, Seele und eine rhythmische Energie, die er dann in die sich anschießende vierstimmige Fuge hineintrug. In dem Präludium-Fuge-Paar in c-Moll steigerte sich dieser Eindruck sogar noch. Auch wenn es sich nicht um Show-Stücke handelt, genoss Müller es hörbar, die Musik wie einen frischen Quell sprudeln zu lassen, besonders schön auch in dem munteren Präludium in D-Dur oder in dem mit improvisatorischen Geist und virtuoser Hand gespielten B-Dur-Präludium.

Intensives Klavierspiel

Zuvor aber war er bereits mit dem Werkpaar in cis-Moll – und vor allem in der fünfstimmigen Fuge daraus – in ganz andere Ausdrucksregionen vorgedrungen. Mehr als in den Stücken zuvor denkt man bei den langen Notenwerten des Fugenthemas an einen großen Kirchenraum und an den Klang einer mächtigen Orgel, der man mit kontemplativer Andacht zuhört. In noch tiefere Schichten drang Müller mit dem Werkpaar in f-Moll vor. Hier hört man Trauer und Schmerz, die sich im Präludium in einer ruhigen Sechzehntelbewegung artikulieren und in der Fuge dann durch ein chromatisch eingefärbtes Thema in schlichten Viertelnoten ungeheuer intensiviert werden. Müller machte hier durch sein Spiel Bachs kunstvolle Stimmführung transparent und nachvollziehbar und zeigte zugleich, wie ergreifend schön und menschlich diese Musik dabei ist. An anderer Stelle gestaltete er ein Werkpaar auch schon mal als Kontrast. Das Präludium in g-Moll gefiel in der feinen, eleganten klanglichen Abstufung der rhythmisch-motivisch kontrastierenden Stimmen, der er eine dynamisch eher robust gestaltete Fuge folgen ließ. Der Abschluss der Reise durch die Präludien und Fugen des Wohltemperierten Klaviers geriet am Schluss mit dem Werkpaar in h-Moll noch einmal ganz besonders eindringlich, vor allem in der umfangreichen vierstimmigen Fuge beeindruckte Müller mit seiner nuancierten Anschlagskultur, die jede Stimme mit Ausdruck erfüllte. Nachdem der letzte Akkord verklungen war, herrschte noch eine Weile andächtige Stille. Dann folgte begeisterter Applaus. Ein Abend, der Lust machte aufs kommende Beethovenfest, das Fabian Müller als Residenzkünstler feiern wird.

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