Beethovenhalle Feierliches Blech zum Fest

BONN · In einem arg karamellisierten Potpourri als Zugabe erträumten sich Heribert Beissel und seine Klassische Philharmonie Bonn unter Schellengeläut amerikanische "White Christmas". Und kaum hatte sich der Maestro mit entsprechender Geste zu seinem Publikum gewandt, da klatschte auch schon die voll besetzt Beethovenhalle den Refrain von "Jingle Bells" enthusiastisch mit.

Eigentlich der "Wiener Klassik" verpflichtet ist "Deutschlands große Konzertreihe", und in der Regel kommt auch die Zugabe aus diesem Umfeld. Auch sonst war der Abend ein wenig anders als üblich: kein sinfonisches Werk, kein Solistenkonzert, statt dessen musikalisch bezauberndes "Weihnachtsgebäck".

Den Beginn machte die Ouvertüre zu Schuberts Melodram "Die Zauberharfe", bekannt auch als "Rosamunde"-Ouvertüre. Nach bedeutungsschwangerer Beethoven-Nähe in der Einleitung lässt Beissel Schuberts frischer Melodik freien Lauf. Zackig wird musiziert, fein ausgewogen zwischen Holz und Streichern.

Der Romantiker Otto Nicolai, Komponist der Oper "Die lustigen Weiber von Windsor", hat für seine Weihnachts-Ouvertüre auf den Luther-Choral "Vom Himmel hoch" zurückgegriffen, wobei sich das Thema erst spät, zunächst im Holz, zu erkennen gibt, bevor es abschließend dann hymnisch in feierlichem Blech erklingt.

Zum Finale gab's die von Tschaikowsky selbst arrangierte Suite (op. 21a) seiner Ballettmusik "Schwanensee", die manchen der Zuhörer daran erinnern mochte, dass Beissel einstmals auch im Graben der Bonner Oper nicht nur Ballett-Abende geleitet hatte. Mit großer Brillanz setzt er das spezifische National-Idiom der einzelnen Sätze musikalisch in Szene.

Für eine sängerische Einlage sorgte die polnische Sopranistin Justyna Samborska portamentoreich mit weihnachtlicher Romantik von Adam, Gounod und Reger, wobei die Begleitung durch die Klassischen Philharmoniker ruhig etwas zurückhaltender hätte ausfallen dürfen. Begeisterung allenthalben.

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