"Ihre Geschichte(n)" Feministische Debatten aus heutiger Sicht

BONN · Im Jahr seines 50. Geburtstages gräbt der Bonner Kunstverein tief in seinen Archiven. Nach der Ausstellung über die Galerie von Erhard Klein und der eigenen Rolle bei der Etablierung des Rheinlandes als Zentrum für Gegenwartskunst, geht es nun um eine besondere inhaltliche Linie, eine Spezialität des Hauses. Die aktuelle Ausstellung "Ihre Geschichte(n)" erinnert daran, dass der Kunstverein schon früh außergewöhnlich viele weibliche Positionen in der Kunst vorgestellt hat.

 Subtile Dramatik: Bild von Monika Baer.

Subtile Dramatik: Bild von Monika Baer.

Foto: Von Schoenebeck

Um das Vermächtnis der frühen feministischen Künstlerinnen aktuell zu befragen und die Debatte in die Gegenwart zu holen, soll nun, statt einer geschichtsträchtigen Rückschau, den zeitgenössischen Künstlern das Wort gegeben werden. Dazu haben die beiden Kuratorinnen Christina Végh und Fanny Gonella vier Künstlerinnen und drei Künstler eingeladen.

Sie sollten sich Künstlerinnen aus der Historie des Kunstvereins als Bezugspunkte für ihre eigenen Arbeiten aussuchen. Das Ergebnis ist in diesem Fall eine spannende, in der Rezeption durchaus schwierige Ausstellung, in der die Verbindungslinien zwischen den Künstlergenerationen an manchen Stellen recht vage oder gar weit hergeholt bleiben.

Unbestreitbar bleiben einige Highlights, die den Besuch von "Ihre Geschichte(n)" sehr lohnenswert machen. Dazu gehören die Videos von Christian Falsnaes. Unter dem Titel "Männliches Auftreten als Folge gesellschaftlicher Machtverhältnisse zwischen Künstler und Publikum" sind vier aktuell gedrehte Videos entstanden, in denen der Künstler sein Publikum mit vier unterschiedlichen klischeehaften Rollenmodellen konfrontiert.

Als pädagogischer Erklärer, Entertainer, Guru oder aggressiver Tabubrecher lässt Falsnaes dem Publikum keine andere Möglichkeit, als die ihm zugedachte Rolle anzunehmen und das Spiel mitzuspielen. Monika Baer zeigt drei Bilder, die einen Umbruch für ihre eigene Arbeit markieren. Die grotesken Gesichter und aufgeschnittenen Leinwände strahlen eine subtile Dramatik aus.

Diango Hernández aus Kuba holt in seiner sechs Meter breiten Wandarbeit auf eindrucksvolle und sachliche Weise das Private in die Abstraktion. Gleich gegenüber hat Suse Weber ihre bühnenartige Installation aufgebaut. Im Zentrum der mehrdimensionalen Kulisse steht eine rosafarbene "Marionette", die mit Symbolen und Zeichen, die Suse Weber aus ihrem privaten Umfeld entnommen hat, bestückt werden kann: Sie setzen das eigene Leben neu zusammen und heben es auf eine Bühne.

Bonner Kunstverein, Hochstadenring 22, bis 25. August. Di-So 11-17, Do 11-19 Uhr. Symposium am 22. und 23. Juni.

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