Konzert Festa d'Orecchi in der Bonner Schlosskirche

Bonn · "Alles Barock!" lautete der Titel des Konzerts, mit dem das neu gegründete Ensemble Festa d'Orecchi (frei übersetzt: "Ohrenschmaus") in der Bonner Schlosskirche aufhorchen ließ.

Glanzvolle Höhepunkte setzte die Sopranistin Annika Boos mit "Lascioti, o bella, il volto" und "Scherza infida" aus den Händel-Opern "Floridante" und "Ariodante": Beide Arien brachte die junge Sängerin mit ihrer beweglichen Stimme zum Leuchten, wobei sie dem Trauergesang des Ariodante durch gebrochene Piani und ein stellenweise fahles Timbre eine noch größere Ausdruckskraft verlieh.

Aber auch das Orchester, besetzt mit zwei Geigen, Bratsche, Cello, zwei Oboen, Fagott, Traversflöte und Cembalo, unterhielt die Zuhörer in der voll besetzten Kirche mit einem attraktiven Programm: Jean-Philippe Rameaus "Dardanus"-Orchestersuite attackierten die neun Musiker mit musikantischem Temperament und Spielfreude; auch in vier weiteren Sätzen von Rameau gelangen ihnen Passagen von großer Dichte und dynamischer Spannung.

Getrübt wurde der Eindruck durch einige verwackelte Einsätze sowie Schwächen bei der Intonation und im Zusammenspiel. Wenn nicht alles gelang, was gewollt war, lag das vor allem daran, dass die Streicher nicht auf dem gleichen Niveau musizierten wie das von den zwei hervorragenden Barockoboistinnen Marie-Therese Becker und Katja Beisch angeführte Bläserquartett.

Als wahrer Ohrenschmaus entpuppte sich Alessandro Marcellos Oboenkonzert, das vielen aufgrund der bekannten Cembalo-Bearbeitung von Johann Sebastian Bach geläufig ist. Im Adagio entlockte Marie-Therese Becker ihrem Barockinstrument wunderbar atmende Kantilenen. Am Ende des von Cembalist Christoph Schwarz eloquent moderierten Debüts gab es genug Applaus für zwei Zugaben: Die Bourrée aus Händels Feuerwerksmusik und die Arie der Semele "O sleep, why dost thou leave me?" brachten den ersten Auftritt von "Festa d'Orecchi" zu einem gelungenen Abschluss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort