Jazzfest Bonn Festivalchef präsentiert spannende Mischung für das Jazzfest 2018

Bonn · Festivalchef Peter Materna stellt das Programm für das neunte Jazzfest Bonn 2018 vor. Es gibt auch im kommenden Jahr wieder eine spannende Mischung internationaler Stars. Dabei sind unter anderem John Scofield und Michael Wollny.

Es sind die Kontraste, die das Jazzfest Bonn 2018 vom 26. April bis zum 12. Mai bestimmen werden: Wenn man etwa den Grandseigneur der skandinavischen Jazzszene an der roten Posaune, Nils Landgen, mit seinem Quartett an einem Abend mit dem jungen Frauentrio Saskya – Jazz-Echo Gewinnerinnen rund um die hochtalentierte Saxofonistin Anna-Lena Schnabel – beim Doppelkonzert im Post Tower erlebt. Und es wird ein Festival der schönen Brückenschläge sein: Mit der satten Soulstimme von Ed Motta, der im Telekom Forum auf den pulsierenden, tanzbaren, funkigen Sound von Incognito, die seit 30 Jahren aktive Acid-Jazz-Formation aus England, trifft.

Peter Materna hat für sein neuntes Jazzfest wieder einmal eine spannende Mischung mit internationalen Stars wie den Gitarristen John Scofield, der belgischen Jazzlegende an der Gitarre, Philip Catherine, und dem Pianisten Django Bates zusammengestellt. Mit Spitzenkräften der deutschen Szene, etwa dem Pianisten Michael Wollny, dem Weltklasse-Schlagzeuger Wolfgang Haffner, der Jazzsängerin Ulita Knaus, die 2015 den Post Tower verzauberte, und dem Bonner Trompeter Nils Wülker, um nur einige zu nennen.

Zwölf Doppelkonzerte stehen auf dem Programm, Spielorte sind Post Tower, Telekom Forum, Universität, Beethoven-Haus, Brotfabrik, Haus der Geschichte, Volksbank-Haus, Oper Bonn, LVR- Landesmuseum und Bundeskunsthalle. Der Etat des Jazzfests liegt bei 430 000 bis 470 000 Euro. 25 000 Euro bekommt Materna von der Stadt Bonn: „Wir müssen uns zu 90 Prozent selbst finanzieren – ohne Sponsoren funktioniert das nicht.“ 2018 hat Materna eine Gruppe mehr im Programm als in diesem Jahr, die Publikumserwartung liegt auf dem Niveau von 2017: 6000 Jazzfans möchte Materna zum Festival locken.

„Ich gehe egoistisch vor“, sagte Materna am Mittwoch in der Deutschen Welle zur Auswahl seiner Gäste, „ich hole nur Künstler, die ich selbst gerne sehen und hören möchte“. Zu seinem Profil: „Ich versuche, Breite zu zeigen, das Programm soll qualitativ stark, aber auch publikumsverträglich sein.“

Beides wird man 2018 finden. So wird man alte Bekannte in neuen Formationen wiedersehen: Andreas Schaerer, der 2017 mit „Hildegard Lernt Fliegen“ begeisterte, kommt in seiner alten Formation mit dem Teufelsakkordeonisten Luciano Biondini unter dem Projektnamen „A Novel Of Anomaly“ zurück nach Bonn.

Die Bonner Pianistin Julia Hülsmann durfte man in ihrer Heimatstadt wiederholt erleben, der herausragende Vibrafonist und Klangforscher Christopher Dell hat tiefe Spuren in der Historie des Festivals hinterlassen: Erstmals sind nun die beiden Musiker auf Initiative Maternas hin zusammen zu hören. Eine aparte Mischung.

Das trifft auch auf ein weiteres Duo zu: Die Kölner Sängerin Inga Lühning tritt mit dem Bassisten André Nendza in einem „Spagat zwischen Degenhardt bis Michael Jackson“ auf, wie Materna verspricht.

Festival der Pianisten

Ein Klassiker des Festivals ist das Bundesjazzorchester, das 2018 erneut unter Niels Klein (mit einem ambitionierten Bauhaus-Projekt) in Bonn gastiert – als Opener für den großen Scofield, der in seinem Quintett unter anderem den fantastischen Gerald Clayton (Keyboard) hat. Weltklasseniveau: Das gilt auch für den exzellenten Pianisten Richie Beirach, der mit dem Geiger Gregor Huebner nach Bonn kommt, und Beirachs jungen Kollegen Aaron Goldberg, Pianist von Joshua Redman. Goldberg reist mit seinem Trio an.

Es ist ohnehin das Festival der Jazzpianisten. Außer den schon Genannten zählen der Osloer Eylof Dale und der Japaner Makoto Ozone dazu – beide treffen im Landesmuseum aufeinander.

Zu den Entdeckungen des Festivals dürfte die britische Sängerin Julia Biel mit ihrer melancholischen Billie-Holiday- und Any-Winehouse-Stimme zählen. Mehr in die Richtung Pop, jazziges Chanson, aber auch Standards geht die Thüringer Sängerin Lyambiko. Sehr retro, aber technisch perfekt und wirklich virtuos spielt der Norweger Lage Lund auf der Gitarre – im klassischen Jazztrio.

Einen Pianisten wie Pablo Held muss man in Bonn nicht vorstellen, aber sein neues Quartett kennt man nicht – Held hat es extra fürs Festival zusammengestellt –, unter anderem mit dem überragenden Organisten Kit Downes. Spektakulär dürfte das Finale in der Bundeskunsthalle werden, das der Klarinettist Martin Albrecht mit seinem „Scriabin Code“ einläutet. Eine schillernde Multimediashow mit klassischer Musik von Skriabin, Jazz-Improvisationen und optischen Eindrücken. Dann kommt Starpianist Wollny, der das Festival bereits zum vierten Mal beehrt. „Er macht mich jedes Mal sprachlos“, gesteht Materna, dessen Festival sich in drei Blöcken gliedert: Unter „spektakulär“ laufen die ersten Konzerte, dann folgt der Block „für Kenner“, abschließend kommt die Abteilung „Clubatmosphäre“.

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