Fidelio und die Irre

Eindrücke aus der Bonner Robert-Schumann-Werkstatt für Musikkritik

Bonn. Ein Job als Moderatorin war zu vergeben - und Christine Zech nahm ihre Chance wahr. Sie führt durch die Kultursendung, die am Samstag in einem Studio der Deutschen Welle produziert wird.

Der rund 25-minütige Rundfunkbeitrag entsteht im Rahmen der "Robert-Schumann-Werkstatt für Musikkritik", die mittlerweile zum fünften Mal vom Beethoven Orchester Bonn durchgeführt wird.

Ob ihr Berufsweg sie zum Rundfunk führen wird, ist für Christine Zech noch nicht abzusehen. Auf jeden Fall "lerne ich hier fachlich sehr viel", lobte sie das Seminarangebot.

"Hören und Schreiben lernen" lautete das Motto des Seminars. Für das Textgenre Musikkritik in Printmedien standen die Musikjournalisten Gregor Willmes (Phono-Forum), Bernhard Hartmann (General-Anzeiger), der freie Journalist Thomas Voigt sowie Alexander Dick von der Badischen Zeitung zur Verfügung.

Thomas Voigt stellte unterschiedliche Interpretationen des "Fidelio" einander gegenüber und vermittelte Kriterien zur Beurteilung von Orchester- und Sängerleistungen.

Alexander Dick verglich Inszenierungen des "Fidelio", was vor dem Hintergrund des Eklats um die aktuelle Krämer-Inszenierung (die von den Teilnehmern besucht wurde) natürlich einen besonderen Reiz erhielt.

"Fidelio" war auch Thema beim Gespräch mit Helga Lühning im Rahmen eines Besuchs des Beethoven-Hauses.

Gero Schließ von der Deutschen Welle vermittelte das notwendige Grundlagenwissen für die Produktion eines Rundfunkbeitrags. Und in die Geheimnisse einer CD-Aufnahme wurden die Teilnehmer durch Werner Dabringhaus von der Musikproduktion "Dabringhaus & Grimm" eingeweiht.

Er ließ sich bei der Arbeit zur Einspielung von Valentin Silvestrovs sechster Sinfonie durch das Beethoven Orchester in der Heilig-Kreuz-Kirche über die Schulter schauen. Jens Schmitz, Redakteur bei den Badischen Nachrichten, nutzte die Gelegenheit und sammelte vor Ort fleißig O-Töne für seinen Beitrag in der "Werkstatt"-Kultursendung.

Zum Seminarangebot zählten gemeinsame Besuche der "Fidelio"-Premiere, der Uraufführung "Die Irre" von Jan Müller-Wieland sowie des Freitagkonzerts des Beethoven Orchesters.

Danach schrieben die insgesamt nur vier Teilnehmer eigene Rezensionen nieder und strickten aus dem Erlebten kleine Radiobeiträge. Musiktheaterkritik sei "die schwerste Form der Musikkritik", eine "Herausforderung", erkannte dabei Sebastian Pantel, der in Köln Skandinavistik, Musik- und Theaterwissenschaft studiert.

Den Abschluss der Werkstatt bildet eine öffentliche Diskussionsrunde unter der Leitung von Manfred Osten am Sonntag, 2. Oktober, um 11 Uhr im Schumannhaus. Titel der Veranstaltung: "Schumanns Erben - Musikkritik heute".

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