Cologne Conference Filmpreis Köln für Regisseur Harmony Korine

KÖLN · David Lynch, Roman Polanski, François Ozon - der Filmpreis Köln (25.0000 Euro) war bislang für cineastische Hochkaräter reserviert. Wenn nun US-Regisseur Harmony Korine am 4. Oktober im Gürzenich prämiert wird, endet die Cologne Conference mit der Ehrung eines umstrittenen Außenseiters.

 Über die Stränge geschlagen: Szene aus Harmony Korines "Spring Breakers".

Über die Stränge geschlagen: Szene aus Harmony Korines "Spring Breakers".

Foto: WILD BUNCH / DPA

Erstmals hatte der Kalifornier Korine (40) mit dem Drehbuch zu Larry Clarks "Kids" Furore gemacht, und auch sein jüngster Film "Spring Breakers" wurde heiß diskutiert. Fanden manche Kritiker den Blick auf das alljährliche Sex- und Drogen-Bacchanal in Florida öde, so rühmten andere gerade den melancholisch-schonungslosen Blick auf die Ausbruchsversuche frustrierter Teenager. Kalt ließen die eskalierenden Abenteuer von vier Bikini-Mädchen mit einem verrückten Gangster (brillant: James Franco) jedenfalls niemanden, und über die herausragende Kameraarbeit waren sich ohnehin alle einig. Die mit dem Preis (gestiftet von Film- und Medienstiftung NRW und Stadt Köln) verbundene Retrospektive bietet nun die Chance, sich auch Korines Filme "Gummo" und "Julien Donkey-Boy" anzuschauen.

Weitere Gewinner auf dem Film- und Fernsehfestival sind Schauspielerin Sibel Kekilli (Hollywood Reporter Award) sowie die Kölner Besetzungsexpertin Susanne Ritter, die den "Deutschen Casting-Preis" erhält.

Festivalchefin Martina Richter freut sich, dass die Veranstaltung vom Branchentreff allmählich zum Publikumsereignis heranwächst, das diesmal überwiegend in der noblen Astor Film-Lounge (Residenz) stattfindet. Dort eröffnet der aus Jugendschutzgründen auf 22 Uhr verlegte WDR-Tatort "Franziska" am 29. September den Bilderreigen. Sah Richter unter den insgesamt 800 Einreichungen "viel Drastik, viel Gewalt", so soll Tessa Mittelstaedts letzter "Tatort"-Auftritt weniger durch offene Brutalität denn durch dichte Dramatik schockieren.

Auch die "Schimanski"-Kultnacht (3. 10., ab 18.30 Uhr) gilt einem WDR-Recken, der hier neben zwei Klassikern mit dem neuen Fall "Loverboy" präsent ist. Die äußerst prominent bestückte Kinoreihe präsentiert gleich zwei Cannes-Gewinner: Das grimmige chinesische Wirtschaftsgleichnis "A Touch of Sin" (Drehbuchpreis für Jia Zhanke) wird am 30. 9. um 19.30 Uhr gezeigt, das mexikanische Drogendrama "Heli" (Regiepreis für Amat Escalante) läuft am 3. 10. um 21 Uhr. Auch bei den Serien schöpfen die Festivalmacher den Rahm ab: David Finchers "House of Cards" (1. 10., 22 Uhr) brilliert als böse Parabel auf das politische Washington, das Kevin Spacey als rachsüchtiger Kongressabgeordneter attackiert.

Mit düsterer "Twin Peaks"-Atmosphäre lockt die britische Serie "Broadchurch" (2. 10., 19.30 Uhr), und Fans von "Breaking Bad" können das fesselnde Staffelfinale kurz nach den US-Zuschauern sehen (1. 10., 21 Uhr).

Die Konferenz im Internet: www.cologne-conference.de.

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