Flieg', Gedanke, auf goldenen Flügeln

Mit markanten Akzenten: Verdis "Nabucco" auf dem Bonner Museumsplatz

  Klassische Vorbilder:  Szene aus "Nabucco".

Klassische Vorbilder: Szene aus "Nabucco".

Foto: Müller

Bonn. Ein kurzes Flackern am Bühnenrand und schon war`s geschehen. Der Blitzschlag, der den König von Babylon aufs Haupt trifft und vorübergehend wahnsinnig werden lässt, war in der "Nabucco"-Inszenierung von Giovanni Ricco optisch nicht gerade eine umwerfende Angelegenheit. Ohne opulenten Schnickschnack hielt sich Riccos Inszenierung an klassische Vorbilder in der Nachfolge der Uraufführung aus dem Jahre 1842.

Doch die innere Wandlung des getroffenen Nabucco ist sozusagen mit den Ohren sichtbar; der maßlosen Selbstüberhebung und Gotteslästerung folgt letztendlich das Glaubensbekenntnis. Bis es dazu kommt, durchlebt die Figur des Nabucco in der Verdi-Oper zunächst einen Irrweg.

Und das macht die Rolle, mit der sich Young-Joo Kim auseinanderzusetzen hat, zu einer spannenden Partie. Young-Joo Kim (Bariton) deutete diesen Nabucco durchaus psychologisch, mit lebendiger, wandlungsfähiger Stimme.

Der großen Frauenstimme des Abends stand er damit auf dem mit 1000 Zuhörern recht gut besuchten Museumsplatz in nichts nach: Auch Dany Deryl zeichnete die Rolle der zwiespältigen Abigail genau nach, in den Höhen stimmlich sicher und brillant. Stimmschön auch Katja Halmosi als Fenena. Bass Krasimir Deril gefiel als Hohepriester Zacharias; Siegfried Verhovnig war ein Ismael, dem ein wenig mehr Belcanto gut zu Gesicht gestanden hätte.

Leo Satini, der die musikalische Gesamtleitung von Chor und Orchester der Stagione d`Opera Italiana innehatte, setzte markante Akzente. Insgesamt stand sein Dirigat für eine straffe Führung, die sich jedoch beim Kernstück der Oper, dem Gefangenenchor "Flieg`, Gedanke, auf goldenen Flügeln", ein genussvoll-verträumtes Auskosten des Dreiertaktes gönnte und dabei die Popularität des Werkes einmal mehr unterstrich.

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