Objekte von Maja Majer-Wallat Fliegender Mohn

Bonn · Die Bonner Bildhauerin und langjährige Pressefrau der Bundeskunsthalle, Maja Majer-Wallat, präsentiert sich mit „Balance & System“ in der Kölner Galerie Werner Klein: Fragile Objekte schweben als Mobiles im Raum

 Sie hat sich einen weiten Horizont gegönnt: Die Bonnerin Maja Majer-Wallat mit einem ihrer Mohn-Mobiles in der Kölner Galerie Werner Klein.

Sie hat sich einen weiten Horizont gegönnt: Die Bonnerin Maja Majer-Wallat mit einem ihrer Mohn-Mobiles in der Kölner Galerie Werner Klein.

Foto: Klein

Sie hat Hutmacherin gelernt, war Modistin und Kostümbildnerin, hat Kunst, Keramik, Bildhauerei und Malerei unter anderem bei Eduardo Paolozzi studiert, war tiefenpsychologisch unterwegs – und dann wechselte sie die Seiten von der Künstlerin zur Kunstpromoterin. Dabei blieb Maja Majer-Wallat auch als Pressesprecherin der Bundeskunsthalle Künstlerin, unter anderem auch ganz nach Joseph Beuys’ Devise „jeder Mensch ist ein Künstler“. Kunstverwaltung statt Kunst? „Was willst du machen, wenn du zwei Kinder hast?“ Das hörte man dann.

1991 bis 2013 lotste Maja Majer-Wallat durchaus kreativ Journalisten durch das Programm der Bundeskunsthalle. Jetzt hat die Kunst sie wieder, wie eine Ausstellung in der Kölner Galerie Werner Klein zeigt: „Balance & System“ ist eine gleichsam schwerelose, sehr poetische Schau, die aus flüchtigen Momenten, Mohnkapseln und langen Sielen besteht, die wie Mobiles von der Decke hängen.

Fundstücke aus der Bretagne

Am Anfang dieser Phase stand die Faszination für die Mohnblüten, die sie in Finistère in der Bretagne sah. Schlafmohnblüten haben nicht nur wunderbare Farben, sie haben auch einen Stempel, der die Kapsel für die Samen schließt. Die Bonnerin Majer-Wallat nahm den Stempel wörtlich und druckte damit. Ein nächster Schritt kam mit dem Fund vertrockneter Blütenstiele.

Im Gespräch mit der Journalistin Barbara Weidle, das im Katalog zur Ausstellung abgedruckt ist, erzählt sie, wie sie in der Bretagne die Kapseln mit den Stempeln und die Blütenstiele in eine Tüte packte und noch vor Ort begann, mit dem Blick aufs Meer, mit Kleber, Schere und Küchenmesser zu experimentieren: „Ich habe mir einen sehr weiten Horizont gegönnt“, erzählt sie.

Das neue Element ist die Luft

Im Kölner Atelier fügten sich die mit den Stielen verbundenen Kapseln zu Mobiles, änderte sich die Ausrichtung von ehemals vertikal zu horizontal. Die Grundierung ist nicht mehr wie bei allen Pflanzen die Erde. Das neue Element ist die Luft, in der die Kapseln mit ihren Stielen sanft hin- und herschwingen. Losgelöst, zwar noch Natur, jedoch auch artifiziell. Als Zeichnungen im Raum sind Majer-Wallats Mobiles bezeichnet worden.

Von der Zeichnung zur Fotografie ist nur ein kleiner Schritt: Der Bildhauer und Fotograf Karl Blossfeldt brachte 1928 seine „Urformen der Kunst“ heraus, mit Großaufnahmen von Pflanzen, auch von Mohnkapseln. Die ganze Schönheit der Natur wird hier zelebriert. Das tut Majer-Wallat auch – mit einer Prise Poesie und Eleganz und dem flüchtigen Reiz des Moments.

Balance & System bis 26. Juni in der Kölner Galerie Werner Klein. Mi-Fr 14-18 Uhr und nach Vereinbarung 0221/2 58 51 12. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort